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Algarve pur

Dienstag 13.2.

Lagos !  Der Ort hatte mir gut gefallen, und ich wusste, dass etwas südlich davon eine Menge zerklüfteter Felsen auf mich wartete.
Mein Clio schnurrte über die N 125, die mir schon langsam richtig vertraut wurde. (Ich wusste schon, dass bei Lagoa ein Stau sein würde.)
Nach einer Stunde hatte ich Lagos erreicht und fuhr weiter bis zum Leuchtturm Ponta da Piedade.
Wieder ein riesiger Parkplatz und kein Mensch weit und breit.

Ein kleiner Shop öffnete gerade, - also rechneten sie doch noch mit mehr Besuchern. Hinter dem Leuchtturm ein unebenes Plateau mit einer grenzenlosen Sicht über das Meer. Auch hier führte eine schier endlos lange Treppe nach unten. Der Weg war so verschlungen durch die Felsen, dass man oben noch gar nicht sehen konnte, wo man unten landen würde.
Den Rucksack geschultert, machte ich mich an den Abstieg. Ungezählte Stufen... um jede Kurve ein neuer, wunderbarer Blick.... und unten warteten die berühmten Grotten, die ich schon oft auf Bildern gesehen hatte.
Eine kleine Plattform, ca eineinhalb Meter über dem Sandboden. An einer Stelle eine vage Möglichkeit ganz hinabzusteigen, aber etwas schwierig für so unsportliche Stadtpflanzen wie mich. Ich wär ja gerne.... , schließlich wäre ich erst dort so richtig mittendrin im Geschehen...., aber ich traute mich nicht....
Inzwischen waren auch einige andere Leute gekommen, die alle einen Blick auf das hier gebotene Panorama warfen,--- und schnell wieder verschwanden.
Nicht nur die Aussicht auf den beschwerlichen Aufstieg ließ mich hier aber noch eine ganze Weile bleiben, sondern auch das Gefühl, dass ich etwas so Schönes einfach viel länger auf mich wirken lassen muss, um es richtig in mich aufnehmen zu können, erst dann würde es so richtig Einzug halten in mein imaginäres Schatzkästchen, in dem ich alle schönen Augenblicke verwahre.
Und dann natürlich noch immer der Gedanke: Soll ich oder soll ich nicht ???? 

Nach einer Weile kamen ein ca. 60 jähriger Mann und seine ca. 10 jährige Enkelin, beide mit Motorradhelm in der Hand, und kletterten ohne zu zögern herunter. Das war der Auslöser für mich. Nun aber! Rückwärts ging es das kurze Stück abwärts, - und natürlich war es überhaupt kein Problem.
Stolz und glücklich erkundete ich nun die Grotten genauer, gebückt durch niedrige Felsentore, kletterte über die Steine der Brandung entgegen und fand das Leben (und mich) einfach klasse !Als der Opa mit seiner Enkelin in Hörweite war, sprach ich ihn an: "Tolle Idee hier runter zu gehen. Schön, dass Sie gerade kamen, - alleine hätte ich mich nicht getraut..."

Wir unterhielten uns eine ganze Weile über seine Kenntnisse von der Algarve. Seine Enkelin Verena bekam aber bald Bedenken, dass die Flut zu nah kommen könnte, und wir dann nicht mehr zum Aufstieg kämen. Bei Flut ist der ganze Teil, indem wir da gerade rumspazierten, völlig unter Wasser.
Noch war keine Gefahr, aber so langsam machten wir uns auf den Rückweg.
Wieder oben auf dem Plateau angekommen, genoss ich noch eine Weile den weiten Blick über den Atlantik.
Als ich mich wieder umdrehte, hatte sich eine Busladung Menschen auf der Fläche verteilt.
Jetzt aber nix wie weg hier.

Ein Stückchen weiter nördlich ging nach rechts eine Straße zur Praja Camillo, - dort fand ich ein kleines Restaurant, wo ich mich in den Schatten setzen konnte, mit Blick aufs Meer und mal wieder in Ruhe etwas schreiben konnte. Heute waren Postkarten angesagt. Meine Lieben zu Hause freuen sich doch hoffentlich, wenn sie lesen, dass es mir gut geht.

Am Nebentisch ein altes, deutsches Ehepaar,- sie wohl schon etwas tüddelig, er ein unangenehmer Miesepriem, der an allem was auszusetzen hatte
Dann ließ er sich auch noch darüber aus, dass Postkarten schreiben eine schlechte Unsitte wäre, - er schreibe niemandem mehr, die wollen auch zu Hause gar keine Karten, sagen nur immer: wie, ihr seid schon wieder unterwegs? - nein, die sind ja nur alle neidisch auf ihn und gönnen ihm das nicht.
Als mir bewusst wurde, wie sehr mich seine negative Aura störte, machte ich mich auf den Weg, um mir die Praja genauer anzusehen.

Unmengen von Stufen warteten mal wieder auf mich. Und ein grandioses Panorama. Riesige Felsnasen standen vor der Bucht, das Meer rauschte an den Strand.
Ich setzte mich in den Sand in die Sonne und beobachtete die Wellen.
Seit Tausenden von Jahren schlägt hier die Brandung ans Land. Und es wird in tausend Jahren noch immer so sein, Wer weiß heute von den vielen Sehnsüchten, die seit Menschengedenken übers Wasser geschickt wurden. Wer wird sich in hundert, fünfhundert, gar tausend Jahren noch an meine erinnern ?
Mein Leben ist doch nur ein Flügelschlag, gemessen an der Zeitspanne, die das Meer braucht, um diese Felsen abzuschleifen.
Der einzelne Mensch ist plötzlich so klein und unwichtig angesichts dieser gigantischen Natur, die ich in diesen Tagen bewundern darf.
Welch melancholische Gedanken für einen so sonnigen, leuchtenden Tag.   
Saudade....  sagt der Portugiese.

Dieser Aufstieg war besonders steil und anstrengend. Ich pausierte bei den üppig blühenden gelben Mimosenbüschen, die hier, genau wie an so vielen Orten in Portugal zu finden sind.
In dem kleinen Restaurant holte ich mir noch eine Flasche Wasser für die Weiterfahrt und hörte, wie sich der alte Mieskopp, der immer noch da saß, gerade über zwei Touristen herzog. "Schau mal, was die für rote Beine haben... Sonnenbrand... tja, hoffentlich beißt es sie ordentlich heute nacht..." brummelte er verächtlich, und ich überlegte, was ihm daran jetzt wohl so eine Genugtuung gab....

Ich fuhr weiter zur nächsten Bucht. Auf diese hatte mich der nette Motorrad- Opa noch hingewiesen. "Praja Dona Anna, - müssen Sie sich ansehen, das wird Ihnen auch gefallen...."
Recht hatte er !
Man konnte ziemlich weit runter fahren, so dass diesmal keine Unmengen von Stufen auf mich warteten. Dona Anna, sei Dank !  Ein kleines Restaurant, - draußen sitzen, - Kaffee trinken und den Ausblick genießen. Felsen und Sand, soweit das Auge reicht.

Noch schien die Sonne, ich hatte noch sooo viel Zeit, und begab mich in den nächsten Ort.
Clio, wir fahrn nach Luz !!!

Im Ort wurden scheinbar gerade sämtliche Straßen aufgerissen, um neue Leitungen zu verlegen, - der Weg bis zum Strand war mit Baustellen gepflastert.
Aber dieser Strand !
Ich bin lange an der Promenade entlangspaziert, habe die Wellen bestaunt und mich an dem Anblick dieses Panoramas erfreut.
Auf dem Parkplatz kam ich noch mit einer Deutschen, ca 70 Jahre, ins Gespräch, die hier den Winter verbringt.
Natürlich sprachen wir auch über das Lieblingsthema aller Urlauber, - das Wetter. Denn so langsam bezog sich der gesamte Himmel mit Wolken, - einen Sonnenuntergang würde man heute nicht zu sehen bekommen.
Sie erzählte, dass der viele Regen in den letzten Monaten gar nicht gut für ihre Gelenke gewesen sei, - nein wirklich, da meinen die Leute immer, es wäre alles so toll, wenn man sagt, man verbringt den Winter im Süden.... das ist alles gar nicht so einfach.... --- Ich hätte sie fast schon bedauert.....

Bis ich wieder im Hotel war, hatte ich 166 km verfahren. Braver Clio ! morgen bekommst Du auch mal wieder was Gutes! Ich muss tanken.

 

 

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