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Batterie

Licht an   -   Auto aus !

 

Kassel- auf dem großen Parkplatz direkt hinter dem Bahnhof Wilhelmshöhe steht mein Wagen.

 Ich bin mit dem Bulli unterwegs.     
Ein Mercedes- Transporter, - extra lang.

 Ganz hinten in der Ecke habe ich ihn geparkt,
weil ich dort am besten mit diesem Riesen- Schiff in die Lücke kam.

 Hatte noch stundenlang in Kassel zu tun gehabt und mit einer Freundin im Bahnhof zu Mittag gegessen, - aber jetzt will ich wieder los!
 Durchstarten und ab nach Hause !

 Ich bezahle am Kassenhäuschen und denke noch, dass ich mich nun besser nicht mehr lange im Wagen aufhalte, um die richtige Musik, die mich aufmunternd begleiten soll, und anderes zu ordnen, was ich während der langen Heimfahrt so griffbereit brauche, sondern lieber erst mal aus dem Schrankenbereich herausfahre, damit ich nicht womöglich nachzahlen muss, wenn es zu lange dauern sollte. 

 Ich besteige meinen fahrbaren Aussichtsturm und drehe den Schlüssel im Schloss. ---
Nichts passiert. ----
Noch mal das Ganze, - kann doch nur ein Versehen sein ! 
Wahrscheinlich ist der Kleine beleidigt, dass ich ihn so lange in der Sonne alleingelassen habe, --- starten ...
--- nichts passiert.

 Mit einem Mal ist es mir klar - ich greife an den Lichtschalter, -  er steht auf Abblendlicht.

 

 Als ich heute morgen Richtung Kassel fuhr, war es noch ziemlich diesig und ich hatte zur Sicherheit die Lampen angemacht. Auf dem Parkplatz dann, in strahlendem Sonnenschein, hatte ich da allerdings nicht mehr dran gedacht.

 Mir geht immer wieder dieses pädagogisch nicht sehr wertvolle Wort, mit dem Es- Ce- Ha  am Anfang, durch den Kopf. Die Wut auf meine Unachtsamkeit läuft mir feucht aus den Augen.

 Was soll ich denn jetzt machen ??? 
Ich kann auch nicht irgendeinen Golf- Fahrer um Hilfe bitten, - dem schmoren doch alle Kabel samt Batterie durch.

 Ein etwas größerer Wagen hält in meiner Nähe.
Ich reiße mich zusammen, gehe zu ihm und erkläre mein Problem.

 Leider, leider, - sonst immer gerne, - aber gerade jetzt, - keine Zeit, - Termin, - leider ....

 Beim nächsten Versuch - so ziemlich das Gleiche.

 Als dann ein einzeln über den Platz wandernder Aktentaschenträger mich von oben herab gütigst fragt, ob er mir denn irgendwas an dem Wagen zeigen könnte, -
ganz so, als könne er sich gar nicht vorstellen, dass ich schon das Lenkrad gefunden habe, da habe ich die Faxen dicke.

 Irgendwo muss doch professionelle Hilfe aufzutreiben sein.  Ich wandere also über den großen, sonnenüberfluteten Parkplatz zum Aufsichtshäuschen.

 Darin ein männliches Exemplar der Sorte `Gütiger Großvater`, im positivsten Sinne, der mich freundlich anlächelt.

 "Einen wunderschönen guten Tag, der Herr, - ich habe ein Problem !" - "Oh, das ist schlecht, davon habe ich doch schon genug.
Aber versuchen wir es doch mal, - was ist denn los ?"

 In kurzen, inzwischen wieder launigen Worten erkläre ich ihm die Sachlage. Er ist äußerst deprimiert, dass er mir so gar nicht helfen kann, verweist mich aber mit freundlichen Grüßen an die Autovermietung nebenan.

 Nächste Station - Eine freundliche, junge Frau nimmt dort gerade die Bestellung eines Golfs (oder eine ähnliche Größenordnung) mit Kindersitz (neun Monate ist das Kind? Dann nehmen wir doch so einen großen, festen, der so aussieht wie ein Ohrensessel) von einem älteren Ehepaar entgegen (“Wir bringen nämlich die Kinder mit der Kleinen nach Frankfurt zum Flughafen !!!”).

 Endlich ist alles geklärt und die beiden Urlaubshelfer verlassen den Raum.

 Wieder erzähle ich meine Geschichte vom annen Licht am großen Auto.

 Leider ist sie gerade ganz alleine und es kann noch Stunden dauern, bis sie Unterstützung bekommt. Aber dann wäre das alles kein Problem !

 Nur ....  ich möchte nicht noch Stunden warten.
Ich will nur noch hier weg !

 "Dann rufen Sie mir doch bitte den ADAC oder sowas. Bin zwar kein Mitglied, aber dann muss ich eben bezahlen für meine Schusseligkeit. Nur, irgendwas muss doch passieren !"

 "Na, warten Sie mal einen Moment, ich telefonier erst mal," - ganz beruhigend wirkt sie auf mich ein
und wählt eine ihr wohl gut bekannte Nummer.

 "Hallo, hier ist Yvonne, .... macht da nicht vielleicht grade einer bei Euch Feierabend, und könnte mal eben mit einem Überbrückungskabel vorbeikommen ?"
Sie erzählt in Kurzform meine Geschichte .... und strahlt mich dann an. "Alles klar ! Dauert ca. 10 Minuten und dann ist ein Kollege hier."

 In dem Moment versagen meine Nerven völlig und die Arme weiß gar nicht, wie sie auf diesen Tränenausbruch reagieren soll.
Es dauert ein paar Minuten bis ich mich bedanken kann und dann wandere ich wieder zurück zu meinem Bulli.

 Da sitze ich nun in der Sonne. Hatte nicht vorhin noch meine Freundin zu mir gesagt: "Mach aber mal `ne Pause zwischendurch und genieße irgendwo noch das herrliche Wetter !" -
So war es ja wohl nicht gemeint !

 

 Damit es gleich zügig weitergeht, öffne ich schon mal die Motorhaube, - wobei ich mir einen Fingernagel abbreche und die Hände völlig einsaue. Gerd sei Dank liegt aber wenigstens immer im Führerhaus eine Küchenrolle, so dass ich mich notdürftig säubern kann.

 Nach zwei Zigaretten und mehreren Schweißausbrüchen nahen meine Helfer in einem schnittigen Wagen mit deutlicher Werbeaufschrift von SIXT, der empfehlenswerten Autovermietung.

 Freundlich grinst mich der eine an:
"Nun müssen Sie aber mal aussteigen !"

 Och, - ich dachte, ich würde das Auto dann starten, wenn die die Kabel angeschlossen haben. Nun gut, - wenn die das selber machen wollen....

 "Die Batterie ist nämlich bei dem Wagen unter dem Fahrersitz !" - mit deutlichem Grinsen zur geöffneten Motorhaube.

 Peinlich ! 
Da bestätige ich mal wieder alle Klischees über Frauen, die von ihren Autos keine Ahnung haben.

 Bin nur froh, dass der Aktentaschenträger nicht mehr in der Nähe ist.

 

 Wenige Minuten später röhrt mein großer Diesel wieder,
was der Auspuff hergibt
Als ich an dem Kassenhäuschen nachzahle, wünscht mir der Platz- Aufseher per Lautsprecher noch gute Fahrt und winkt mir, genau wie Yvonne, fröhlich hinterher.

 Nur noch ein paar Kilometer bis zur Autobahn. Ich biege auf die vierspurige, große Straße und ordne mich links ein, denn ich weiß ganz genau, dass ich hier gleich links an einer Ampel abbiegen muss, um richtig weiter zu kommen.

 Nur hatte ich nicht mehr gewusst, dass es noch ein irre langes Stück ist, bis zu dieser Ampel, - und dass es die ganze Zeit bergauf geht, was mein schwerer Diesel nur sehr schlecht geregelt kriegt.
So bilden wir kilometerweit ein Verkehrshindernis mit unseren 40 bis 50 Sachen auf einer Strecke, die sicherlich mit 70 genommen werden darf.

 Endlich : die Ampel ------- nicht mehr weit bis zur Autobahn - ganz Kassel atmet auf, dass dieser akute Störfall endlich von den Straßen verschwunden ist.