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Der große Campingplatz

Montag 19. Juli, 6. Urlaubstag

 

 Endlich hatten wir wieder mit offenem Auto schlafen können. Frischlufttechnisch eine wunderbare Sache.

 Unsere Luftmatratze gab allerdings von Nacht zu Nacht mehr unter uns nach. In den ersten Tagen brauchten wir erst jeweils nach zwei Tagen wieder aufpumpen, nun war aber nach jeder Nacht eine Nachfüllung notwendig geworden. Irgendwo musste ein mini-kleines Löchlein sein, durch das im Laufe der Nacht eine Menge Luft entwich.

 Wir hatten eine große Doppelluftmatratze, -so eine besonders hohe, dicke, - die man auch als Gästebett in der Werbung empfohlen sieht, - und diese passte genau zwischen die beiden Radkästen des Wagens. Wenn sie prall gefüllt war, konnte man wirklich herrlich darauf schlafen, sobald aber etwas Luft fehlte, entwickelte sie sich zu einem schaukelnden Wasserbett. Drehte sich einer von uns nur etwas, wurde der andere gleich mitdurchgeschüttelt. Keine Chance für seekranke Schlafsuchende !

 Wenn aber sogar viel Luft fehlte, dann wurde es kurios. Auf dem Rücken liegend, sackte der schwerste Teil des Körpers, - also der mittlere Bereich,- bis in Bodennähe ab, Kopf und Füße lagen deutlich höher. Und da die Schultern wiederum schwerer sind als der Kopf, sackten diese auch etwas tiefer und das Kinn wurde automatisch auf die Brust gedrückt, was auf die Dauer zu leichten Atembeschwerden führt.

 Nun könnte man ja meinen, dass diese Schwierigkeit bei der Seitenlage nicht auftritt, - aber weitgefehlt. Da gibt es andere Probleme: Die Gewichtsverteilung ist wie oben beschrieben und so liegen die Beine und der Oberkörper in weichem Bogen nach oben, was auf die Dauer zu ganz fiesen Rückenschmerzen führt, die logischerweise auch nicht den Urlaub verschönern.

 Wenn der geneigte Leser nun meint, ich würde ein bißchen viel Zeit auf die Beschreibung der Schlafweise verwenden, so möchte ich aber darauf hinweisen, dass man gerade im Urlaub extrem viele Stunden mit dieser Beschäftigung verbringt, und dieses schon deshalb ein äußerst wichtigs Thema ist.

 

 Jedenfalls war nun jeden Tag ein erneutes Auffüllen notwendig. Da mein weitvorausblickender Herzensgatte ja solche Unwägsamkeiten schon zu Hause geahnt hatte, fand sich in unserem Wohnmobilhaushalt selbstverständlich auch ein Mini- Kompressor, der über die Autobatterie gestartet werden konnte.

 Eine prima Sache !  Nur machte das kleine Ding Krach wie ein großer !  Also anschließen - Türen zu - und starten !  Möglichst während der Fahrt, um die Batterie nicht zu stark zu belasten.  Dann mussten wir aber die Uhr gut im Auge behalten. Spätestens nach 20 Minuten mussten wir wieder einen Parkplatz gefunden haben, sonst würde womöglich das gute Stück vor lauter Luftdruck berstend auseinanderplatzen.

 

 Überhaupt war der Zigarettenanzünder im Auto ein vielbeschäftigtes Teil, und auch erst extra für diese Fahrt eingebaut worden.  Damit wurde nicht nur der Kompressor versorgt, sondern auch täglich das Handy neu aufgeladen,  und ebenfalls war die elektrische Kühltasche daran angeschlossen. Oh ja, wir waren bestens ausgerüstet! Dafür hatte mein Liebster unter ausleihender Mithilfe unseres reiseerfahrenen Freundes Dieter wunderbar gesorgt.

 

 Nun saßen wir also an diesem sonnigen Morgen im Schatten des Kastells und frühstückten gemütlich. Der Blick auf Elba war traumhaft, und mit einer anderen Familie, die ebenfalls dort übernachtet hatte, konnten wir Wohnmobilerfahrungen austauschen.

 

 Der Hundebesitzer des Vortages kam auch wieder zum Morgenspaziergang vorbei. Das machte unsere Farina aber so nervös, dass sie es schaffte, mit einem eleganten Satz meine Kaffeetasse so geschickt umzuwerfen, dass mir der gerade eingeschüttete Kaffee über Bein und Hose lief. Das sind die Momente, da liebe ich unseren Hund besonders !!!

 

 Als wir den Parkplatz verließen, hatte die Wächterin desselbigen ihre Hütte schon wieder geöffnet und verlangte nochmal 3000 Lire von uns. Mein Herzensgatte wollte sich zwar mit der lapidaren Auskunft "Wir haben gestern schon bezahlt" verabschieden, aber damit war sie gar nicht einverstanden. Das war gestern! Heute ist heute!

 

 

 Bei der Weiterfahrt merkten wir alle, dass wir kaum noch aufnahmefähig waren für diese Schönheiten der Landschaft. Und die Sonne brannte schon wieder ungefiltert vom blauen Himmel. Schon nach kurzer Zeit hielten wir an einem der vielen Obststände, die überall zu finden sind. Erstmal eine erfrischende Melone für alle !

 Normalerweise mag ich sowas gar nicht ! Wenn mir schon irgendwas klebriges an den Fingern runterläuft, dann vergeht mir sonst schon jeglicher Appetit. Aber hier ist das was anderes. Diese Bälle schmecken wunderbar !  Frisch, obstig - -nur leider meistens etwas warm ! Bin mal gespannt, ob die uns überhaupt noch munden, wenn wir in Deutschland mal wieder eine eisgekühlte essen können.....

 

 Die Straße führte uns weiter Richtung Grossetto. Am Straßenrand mehrere Parkplätze, auf denen jeweils 2 hübsche junge Frauen herumstanden. Es dauerte eine Weile, bis wir kapierten, dass dies genau die richtige Strecke für einsame Urlauber mit gewissen Bedürfnissen ist. Die Damen warteten dort auf ihre Kunden.

 

 Wir entschlossen uns, nun aber wirklich mal zwei Nächte an einem Ort zu verbringen, um die ganzen umwerfenden Eindrücke zu verarbeiten, die in den letzten Tagen so auf uns eingestürzt waren. (Wobei nun nicht gerade die zuletzt erwähnten Damen gemeint sind....)

 

 Wir kamen zu Camping La Marze. Am Eingang eine Deutsche, die uns alles erklären konnte, und wir stellten fest, dass wir auf einem riesigen, wunderschön im Pinienschatten gelegenen Super Camp gelandet waren.

 Welch eine Wohltat !  In Kürze hatten wir unseren Platz, stürzten unter die Duschen und mein Herzensgatte baute unseren "Wohnraum" vor den Wagen. Endlich konnte ich mal richtig in Ruhe meinen kleinen Computer bearbeiten und schreiben ......

 Gil erkundete den Platz und kam bald mit der aufregenden Nachricht wieder: "Hier in der Nähe kann man auch reiten !!!!"

 In diesem Urlaub bekam eben jeder das, was er wollte. Und Gil wollte nun mal nichts lieber als reiten.

 

 

 Dienstag 20. Juli, 7. Urlaubstag

 Vom Platz bis zum Meer - das war tagsüber eine der wenigen Aktivitäten gewesen, die wir unternommen hatten. Ca. eine viertel Stunde Fußmarsch bis wir endlich einen Sandstrand allererster Sahne vor uns hatten.

 Baden im Meer ist einfach ein Traum und gehört für mich ganz groß verpackt ins Schatzkästchen.

 Der einzige, ganz kleine Minuspunkt für mich war, dass es auch hier, wie bisher bei jedem Strandbesuch, keine wirklich großen Wellen gab. Es war ja ständig dermaßen windstill, dass sich, zwar optisch wunderschön, kleine Wellen am Ufer brachen, aber mir fehlte ein wenig dieses Hineinwerfen-Können in die hohe Gischt.

 Ganz nah am Strand fanden wir einen Unterstand, der für das Abstellen von Fahrrädern oder Motorrollern dort gebaut worden war. Dieses Teil fand wegen seiner statischen Konstruktion unsere volle Aufmerksamkeit. Da waren wohl irgendwo Unmengen von Doppel-T-Eisenträgern vom LKW gefallen. Mit DER Menge hätte man genausogut ein riesiges Gewächshaus bauen können, - auf dem Dach hätte man gewichtstechnisch  auch LKWs fahren lassen können, aber hier trug dieses Gerüst lediglich dünne Holzbretter, die nicht mal mit Teerpappe abgedichtet waren. Es sollte wirklich nur ein Sonnenschutz sein......

 

 An diesem Abend versuchten wir dann nach der gezeichneten Wegbeschreibung den CAVALLONATURA, - den Reiterhof, zu finden. Mein Herzensgatte hatte eigentlich vorgehabt, uns mit Miet- Fahrrädern auf den Weg zu schicken. Doch, Göttin sei Dank, konnte sich meine Bequemlichkeit gegen seine durchsetzen, und wir mussten nur ein wenig Möbel beiseite rücken, um den Wagen aus der Camping- Box rausfahren zu können. Der Weg war um ein vielfaches länger, als die nette Dame an der Info gesagt hatte. Vielleicht laufen aber auch die Uhren in der Toskana anders, und wenn sie von 5 Minuten spricht sind das bei uns auch locker 20 bis 25 Minuten. Ich spreche hier von Auto- Fahr- Zeiten. Mit dem Fahrrad wären wir in der Hitze, wegen zwischenzeitlichem Herzstillstand, gar nicht erst angekommen.

 

 Die Reittruppe bestand aus 7 italienischen Anfängern und 3 deutschen Könnern. Geführt von einer ebenfalls deutschen jungen Frau, die seit 12 Jahren in Italien lebt und gemeinsam mit den Mädchen, die ordentlich reiten konnten, auch die Galoppstrecken durch die Pinienwälder entlangfegte.

 Gillian war hellauf begeistert von diesen eineinhalb Stunden.

 

 Mein Herzensgatte und ich fuhren in der Zwischenzeit in den nächsten Ort, Marina de Grossetto, und wollten dort ein Eis essen. Fast direkt neben der Eisdiele ein großer ziemlich leerer Parkplatz, sogar mit Schattenleinen überspannt, --- nix wie druff ! Gerade hatten wir mit einigem Hin und Her und Kontrollieren, ob die Höhe auch passt, den Platz eingenommen, wurden wir auch schon wieder von einem freundlichen Herrn vertrieben. Armeegelände ! Nix zu machen !  So stellten wir uns nebenan ins Parkverbot, wo dann scheinbar niemand was dagegen hatte.

 Zurück auf dem Campingplatz erfreuten wir uns an der himmlischen Ruhe, die dort endlich herrschte. Den ganzen Tag über, von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang, sorgten ganze Herrscharen von Zikaden für eine gleichmäßige Beschallung, - solche großen geflügelten Käfer, die auch noch häßlich aussahen und schon einzeln einen Heidenlärm machten. Aber das ist eben Natur ! Autobahngeräusche wären zwar leiser, aber unangenehmer !

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