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Der letzte Tag

Dienstag 20.2.

 

Um neun Uhr wurde mein Clio abgeholt. Wehmütig schaute ich ihm hinterher. Er war nun deutlich nicht mehr so weiß wie am Anfang, aber was hatten wir auch für abenteuerliche Wege gesucht und gefunden...  An manchen Stellen war ich ja doch irgendwie froh gewesen, dass es nicht mein eigenes Auto war, dass ich da durch die Schlaglöcher geschickt hatte.
Auch der Dorstener stand am Fenster und blickte seinem Leihwagen traurig hinterher. Behauptete er doch ernsthaft, im Wegfahren hätte sein Kleiner auch eine Träne im Rücklicht gehabt......
Für diesen letzten Urlaubstag hatte ich mir vorgenommen, mir gar nichts vorzunehmen. Ich wollte mich einfach am Strand die lange Promenade entlang treiben lassen und nochmal die Sitzqualität der verschiedenen Caféstühle ausprobieren.

In einem der kleinen Geschäfte fand ich dann doch endlich noch ganz unerwartet das richtige Mitbringsel für meine Lieblingstochter. Ich wollte ihr nicht irgendeinen Schund mitbringen, über den sie sich bestimmt im ersten Moment sehr freuen, der aber dann doch bald im Regal verstauben würde.

Ein T-Shirt mit wunderschönen Pferden darauf, - sowas braucht sie schließlich immer, - und dann stand ganz dezent auch noch Algarve unter dem Bild, so dass sie auch sicher sein konnte, dass ihre vorausblickende Mutter das Teil nicht schon vorher bei C&A in Bochum gekauft hatte.
Nach dieser anstrengenden Tätigkeit, - so ein Einkauf ist ja schließlich mit schwerwiegenden und belastenden Entscheidungen verbunden, - hatte ich es mir doch wahrlich verdient, mich im nächsten Café niederzulassen.

Es war erst kurz vor elf Uhr und die Bedienung begann gerade erst, die draußen stehenden Tische einzudecken.  Noch kein anderer Gast hatte sich hier eingefunden. Sofort kam sie aber zu mir hin und knallte mir eine Getränkekarte auf den Tisch. Nachdem ich nun einen Kaffee bestellt und meinen Compi zwecks Schreibvergnügen herausgeholt hatte, sah ich mir die Karte näher an und fand dort die verschiedensten Fruchtsäfte, alle frisch gepresst, von Ananas bis ich-weiß-nicht-mehr, - jedenfalls waren es so ca. 8 verschiedene Sorten auf einem speziellen Angebotsblatt.
Ich entschloss mich, etwas länger hier zu bleiben, die Aussicht war gut, der Stuhl war bequem und ich saß im Schatten, - also alles war optimal, - und dabei könnte ich alle diese leckeren Säfte der Reihe nach durchprobieren, um meinen Vitaminhaushalt mal derbe aufzustocken.
Also bitte als erstes mal den Ananas-  Saft !   ------- Die junge Frau gab mir dann ganz locker in unmissverständlicher Zeichensprache zu verstehen: “Sorry, Maschine kaputt !!!” - Keiner dieser Säfte konnte hergestellt werden ! ----- Warum allerdings auf allen Tischen später diese Angebots-Schilder hingestellt wurden, das blieb mir ein Rätsel. --- Wahrscheinlich wurde das immer so gemacht und die gehörten eben zur Tischdekoration......

So landete ich dann doch wieder bei Orangensaft aus der Flasche. Aber ansonsten war es ein wunderschöner Tag, -  der letzte eines wunderschönen Urlaubs.
Ich habe geschrieben, bis ich dachte, meine Handgelenke knicken ab, - habe gelesen bis das Buch zu Ende war, - und habe es genossen, diese schier unendliche Zeit dafür zu haben.

Irgendwann zwischendurch tauchten zwei junge Frauen dort auf, die auch bei mir im Hotel wohnten, mit denen ich mich aber bisher noch nie unterhalten hatte. Sie fragten, ob sie sich zu mir setzen könnten, und da sie gerade zu dem Zeitpunkt kamen, als ich mir einen Salat bestellt hatte, war es ganz angenehm beim Essen etwas Gesellschaft zu haben.
Die Beiden waren Studentinnen aus der Nähe von Frankfurt und hatten eine Woche Urlaub ausschließlich hier in diesem Ort verbracht. Was an Quarteira so reizvoll sein konnte, um hier so viel Zeit zu verbringen, war mir nun etwas schleierhaft, aber bald erfuhr ich, dass es hier in der Nähe tatsächlich so etwas wie ein Nachtleben gab, das die beiden ausführlich genossen hatten. Deshalb hatte ich sie auch nie beim Frühstück gesehen, - die hatten immer bis Mittag gepennt.
Auch ansonsten musste ich feststellen, dass wir nicht viel gemeinsam hatten und war dann auch gar nicht böse, als sie wieder weiter zogen.

Später kamen die Dorstener noch vorbei, die auf dem Weg waren, all ihre sorgsam deponierten Fundstücke am Strand einzusammeln, die sie in den letzten Tagen dort angehäuft hatten. Muscheln.... Steine...... usw......
Erst als es mir zu kühl wurde, gab ich diesen liebgewonnenen Platz ab und machte mich auf den Weg zum Hotel.

Nun blieb wirklich keine Möglichkeit mehr, etwas zu verschieben, - nein, nun musste endgültig gepackt werden.
Ich überlegte mir verschiedene Möglichkeiten, wie ich die Problematik des nicht ausreichenden Platzangebotes umgehen könnte.
Wenn ich z. B. nur genügend Kleidungsstücke übereinander anziehen würde, könnte das doch schon mal enorm Staufläche schaffen, um die Keramik unterzubringen... Es könnte allerdings auch etwas arg warm werden unterwegs. So die geniale Lösung war das sicher nicht.

Wenn doch nur die Technik schon so weit wäre, wie ich mir das in der Fantasie so erträumte. Ich könnte mir vorstellen, dass man irgendwann mal alle Teile die man mit im Urlaub haben möchte, auf dem Computer einscannen kann, und am Urlaubsort könnte man sie dann wieder von der Festplatte des Laptops abrufen und rematerialisieren. Was würde das Platz sparen in den Flugzeugen !  Jedem seinen PC und die Frachträume könnten leer sein.   Irgendwann........

Die Dorstener Tochter verriet mir noch ihren Trick, immer nur besonders alte und ungeliebte Kleidungsstücke mit in den Urlaub zu nehmen, und diese dann dort zu entsorgen. --- Schafft enorm Platz für die Souvenirs. Hat allerdings den Nachteil, dass man die Stücke, die man zu Hause nicht mehr gerne anzieht, natürlich auch im Urlaub nicht anziehen mag......

Wir trafen uns abends am Kamin, um uns gegenseitig zu berichten, wie weit der Schließungswinkel unserer Koffer gediehen ist.
Und jeder berichtete von den Mitbringseln für die lieben Daheimgebliebenen und die Souvenirs für sich selber.

Ich hatte ja, wie bereits erwähnt, bei dieser wunderschönen, portugiesischen Keramik nicht standhaft bleiben können und hatte mir schon von meinem Abstecher in Alte einen Kerzenständer, einen Aschenbecher und noch eine passende Vase dazu mitgenommen. Sinnigerweise hatte ich beim Aussuchen nicht an die beengten Platzverhältnisse in meinen Taschen, sondern wohl ausschließlich an die Größe meiner Sträuße gedacht, so wie ich sie mir am liebsten hinstelle, - also hatte ich in einem Anfall geistiger Umnachtung natürlich auch eine ziemlich große Vase mitgenommen.
Diese Keramikart, die ich da für mich entdeckt hatte, war aber auch einfach zu schön. Nicht diese glasierten Gefäße hatten es mir angetan, sondern ein etwas rustikalerer Scherben, der in leuchtenden Farben mit symbolträchtigen Zeichen bunt bemalt war. Dieses Rot und Gelb und Blau , - diese Keramik war einfach für mich gemacht !

Mein Herzensgatte hatte ja so seine eigenen Wünsche bekannt gegeben, was ich ihm doch bitte mitbringen solle. Portugiesischer Honig sollte es sein. Das Problem daran war ja für mich nur, dass ich nun mal so gar kein Honig- Fan bin. Nicht etwa, dass ich den süßen Geschmack nicht mag, - nein, daran liegt es ja nicht, -     aber ich habe immer wieder ein Problem mit der ekligen Klebrigkeit dieses Naturproduktes.
Der kleinste Tropfen Honig, der am Frühstücksmesser klebt, verteilt sich in Windeseile bei mir an Finger, Gesicht, Ellbogen, Knie und ich-weiß-nicht-wo-sonst-noch.... Selbst wenn ich es tunlichst vermeide, überhaupt Honig zu essen, bin aber garantiert ICH es wieder, die den beklecksten Honigteller von meinen Liebsten in die Spülmaschine räumen muss. Und sofort bahnt sich dieses Zeug auf unerklärliche Weise einen Weg durch meine Finger bis an sämtliche Körperstellen und Kleidungsstücke.

Diese ausschweifende Erklärung soll nur kurz zeigen, wie sehr mich dieser Wunsch meines Herzensgatten entsetzte. Denn wenn ich ihm Honig mitbringen würde, - das war mir ja völlig klar,- würde garantiert das Glas im Koffer zerbrechen und meine Fantasie hatte keine Schwierigkeiten sich auszumalen, wo die klebrige Masse dann überall landen würde. Schlimmstenfalls müsste ich in Düsseldorf noch anschließend das Gepäckband reinigen.....

Mit den Dorstenern gemeinsam malten wir uns die Situation köstlich aus, wie wir dort auf dem Flughafen noch die letzten Brötchenreste in den mehrfach umherlaufenden Honig tunken würden und auf diese Weise das Kofferband sauber bekämen.

An diesem Abend wären wir besser zeitig auf die Zimmer gegangen, um am nächsten Morgen frisch zum Flughafen zu kommen, aber keiner wollte die letzten Stunden des Urlaubs verschlafen.

Die Nacht war kurz.

 

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