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Eine Nacht in Berlin

Berlin bei Nacht

 

“Ist das vernünftig ?” fragt der Kopf.
“Nein” antwortet das Herz,”aber es tut gut !”

 

Jahre schon her ....

Ein gemütlicher Osternachmittag mit unseren beiden Familien, brachte Doro und mich auf die Idee, dass wir unbedingt mal wieder zusammen ausgehen müssten, - aber alleine, - das heißt: ohne Männer und vor allem ohne Kinder, damit man auch mal ganze Sätze am Stück sprechen könnte, und nicht ständig unterbrochen würde mit so weltbewegenden Fragen : Mama, warum ist die Rutsche nass? oder : Ist es schlimm, wenn sich die Yvonne ihr Stück Kuchen mit dem Hund teilt ?

Das WANN unseres gemeinsamen Abends war schnell geklärt. - schon am Mittwoch abend wollten wir irgendwo essen gehen, - aber das WO stand noch zur Debatte.
Doros Ideen wichen da etwas von meinen ab, insofern, dass es mir vor allem darum ging ganz in der Nähe irgendein Lokal zu finden, (kurzer Weg = viel Zeit zum Reden), aber Doro machte sehr schnell auch Vorschläge, bei denen wir erstmal eine Stunde hätten fahren müssen, nur um ein besonderes Szene- IN- Lokal mitten in Kölns Innenstadt zu erreichen.
Überhaupt nicht ernst gemeint machte ich darauf aufmerksam, dass ich auch in Berlin noch ein phantastisches, originelles Restaurant kenne.
Wir kamen an dem Nachmittag noch zu keinem Ergebnis. Hauptsache, der Termin war schon mal klar.

Doros Angetrauter, Arnold, hatte allerdings an dieser Idee mit Berlin Gefallen gefunden, - und es entsprach mal wieder völlig seinem ausgeflippten, großzügigen und manchmal größenwahnsinnigen Naturell, dass er am nächsten Nachmittag vor mir stand und mir zwei Flugtickets in die Hand drückte. Zweimal Berlin, hin und zurück !
"Du musst das aber jetzt meiner Frau erzählen! Ich trau mich nicht...."

Völlig verrückt, - diese Idee ! -    Doro war begeistert....

 

Am nächsten Abend ging es los. Um 19 Uhr sollte der Flieger in Düsseldorf starten. Wir parkten meinen Wagen im Parkhaus und marschierten zur Abflughalle.

Jet- Set- like saßen wir im Warteraum zwischen gelangweilten Aktentaschenträgern und fluggewohnten Business- Ladys. Unser Outfit wirkte hier etwas exotisch, - Jeans und Turnschuhe, - schließlich hatten wir vor, einige Kilometer durch Berlin zu stromern, - darüber einen Parka mit möglichst vielen Innen- und Außentaschen, bestückt mit allem Kleinkram, den frau so braucht.

"Führen Sie kein Handgepäck dabei ?" - die Kontrolle blickte uns mißtrauisch an, - "Nein,- nicht nötig, - wir sind morgen früh schon wieder zurück !"

Und endlich saßen wir im Flieger, - starrten mit leuchtenden Kinderaugen aus dem Fenster und genossen dieses irre Kribbeln im Bauch, wenn die Maschine sich in die Höhe schiebt. Über den Wolken leuchtete die untergehende Sonne.

Völliges Unverständnis für die desinteressierten Leute um uns herum, die die Zeit zum Nickerchen oder zum Zeitung lesen nutzten.

Hey, Sie da! Wir fliegen nach Berlin ! Einfach so, - für eine Nacht ! Wie können Sie so ruhig dasitzen, - wo wir doch gerade ein Abenteuer erleben, dass wir in fünfzig Jahren noch unseren Enkeln strahlend erzählen werden !?!?!

Berlin !!! Das ist doch der Hammer !!!  Wer weiß, was in dieser Nacht noch alles auf uns wartet ?   Berlin ist Leben! Und wir wollen dabei sein!   Der Bär ist los und wartet nur auf uns !!!

Knapp eine Stunde später landeten wir in Tegel und schnupperten die berühmte Berliner Luft.

Taxiiii !!!  - Ab zum Bierpinsel ! Erst mal kulinarisch stärken für die zu erwartenden Strapazen der Nacht.
Und reden ! - Reden wollten wir ja auch, - so eine Nacht ist lang .....

Der Kudamm war das erste unserer wichtigen Ziele. Inzwischen war es dunkel geworden, und die Leuchtreklamen boten ein buntes Bild.

Zu Zeiten, wenn zuhause in Wattenscheid die Bürgersteige hochklappt werden, strömten hier noch erstaunliche Menschenmassen durch die Straßen. -Blumenstände hatten noch ihr blühendes Angebot aufgebaut und das Schmuckangebot der fliegenden Händler säumte die Bürgersteige.

Musikanten saßen in den Hauseingängen und wir swingten Arm in Arm durch dieses vibrierende Fluidum, voller Leben und Bewegung.

Im Europa Center bestaunten wir die geniale Konstruktion der Wasser- Uhr, - an der Gedächtnis- Kirche gedachten wir ..., und am Bahnhof Zoo nahmen wir schnell wieder Reißaus vor der abschreckenden, ungewohnten Atmosphäre.

Weiter mit der S- Bahn zum Alexanderplatz. Von dort wanderten wir Richtung Brandenburger Tor, - vorbei an ungezählten imposanten Bauwerken, - der Dom, das alte Museum, die Deutsche Staatsoper, die Deutsche Staatsbibliothek und noch so viele andere mehr.  Doro, als angehende Steinmetz- Meisterin, erklärte mir alle Steinarten, alle Baustile mit den dafür typischen Ornamenten, Bögen und Säulen.

Das Brandenburger Tor !  Ein beeindruckendes Bauwerk ! Geschichtsträchtig, wie kaum ein anderes in Deutschland. Einmal anfassen !

WOW !!! -
Ist eigentlich nur Stein, - aber eben doch was ganz Besonderes !

Die Siegessäule, - angestrahlt in der Nacht wirkt sie wirklich wie aus purem Gold, - klar! Deshalb ja auch die Gold Else genannt.

Der Reichstag ! 
- Und hier, - auf einer harten Holzbank vor dem mächtigen Gebäude, saßen wir nachts um zwei, oder halb drei, - wer weiß das schon noch so genau ? - und vertrauten uns Dinge aus unserem Leben an, die man nicht mal eben so zwischen Kindergeschrei und Arbeits- Stress erzählen kann. Hier plötzlich war genau der richtige Zeitpunkt, - der richtige Ort, - die richtige Stimmung, - um über ALLES reden zu können.

Und dann saßen in der langsam aufkriechenden Nachtkälte zwei Freundinnen, die sich gegenseitig tröstend in die Arme nahmen, eng umschlungen vor dem angestrahlten Monumentalgebäude und hatten, durch das Mitteilen auch der ernsten Punkte aus der Vergangenheit, eine neue, tiefere Basis für ihre Beziehung entdeckt.

Der weitere Weg durch Berlin, auf der Suche nach einem pfiffigen Lokal, das auch in den frühen Morgenstunden geöffnet hat, brachte uns unsere ausgelassene, fröhliche Laune zurück.

Taxi ! "Bringen Sie uns bitte zu irgendeinem schönen Ort, wo wir prima sitzen und was trinken können !"

Der nette Mann hatte gleich den richtigen Riecher und setzte uns an einem Lokal mit dem originellen Namen "Klodeckel" ab.

Hörte sich doch klasse an !  Während wir noch die Dekoration des Eingangs bewunderten, kamen die letzten Gäste heraus und der Inhaber schloss die Tür vor unserer Nase ab.
Das war`s dann wohl. Wieder zu Fuß, - wieder weiter ziehen .....

Ein kleines, gut gefülltes Bistro, Marke: Bahnhofswartehalle, lag an unserem Weg.
Frühstück um halb fünf. Kaffee und Käsebrötchen.
Die urigen Typen, die wir dort beobachten konnten, entschädigten uns völlig für das etwas trostlose Ambiente rundherum.

Mit dem Bus, der direkt vor der Bistrotür hielt, fuhren wir gegen sechs wieder zum Flughafen.
Leider kannten wir als eingefleischte Autofahrer nicht die strengen Regeln der Busbenutzungsvorschriften.

Ich weiß gar nicht wie es hier im restlichen provinziellen Deutschland so genau gehandhabt wird, aber zumindest in Berlin ist es nicht gestattet, in der hinteren Tür einzusteigen, sondern man muß vorne rein und dem Fahrer seinen gültigen Fahrausweis vorzeigen.

Wir erwischten nun aber gerade einen Fahrer, der scheinbar in den letzten Stunden nicht so viel Spaß gehabt hatte wie wir, sondern der seinen ganzen Frust endlich an den beiden Weibern dahinten ablassen konnte, die es gewagt hatten, durch die hintere Tür zu huschen und sich sofort auf einen freien Platz fallen ließen. (Unsere Füße waren inzwischen leicht berlingeschädigt !)

Bei den ersten Anmeckereien, die er durch den Lautsprecher nach hinten pöbelte, merkten wir noch gar nicht, dass er das ernst meinte.... und grinsten noch über seine vermeintliche `Berliner Kodderschnauze`. Das machte ihn allerdings noch wütender und er drohte mit Rauswurf, wenn wir nicht sofort unsere Fahrscheine bei ihm vorlegen würden.

Hoppala !  Der nächste Bus könnte ein wenig zu spät für unseren Flieger sein, - so zeigten wir lieber die Karten und unterdrückten unsere alberne Heiterkeit.

Der Stiesel meckerte noch was über die Provinzler, die zum ersten Mal in eine Großstadt kommen und sich mit nix auskennen ... - seit die Grenze offen ist, laufen ja hier die unmöglichsten Leute rum, die doch eigentlich alle hier nichts zu suchen haben .....

Die Komik dieser Aussage gipfelte in der Tatsache, dass er selber klar erkennbar aus südlichen Gefilden stammte. .... Türke.... Spanier ....oder so .....

Diese an sich unerfreuliche Episode konnte uns die Freude an den letzten Stunden unserer Berliner Nacht aber auch nicht schmälern. Inzwischen müde geworden, stylingtechnisch etwas abgewrackt, saßen wir kurz nach sieben in der Maschine Richtung Düsseldorf und genossen das zweite Frühstück.

Zuhause angekommen, - die Kinder in den Kindergarten abgeschoben - und nur noch schlafen.... schlafen..... schlafen ......  mit den Träumen irgendwo in Berlin, - zwischen Café Kranzler und der Weltzeituhr auf dem Alexanderplatz ......