Die Welt ist viel zu bunt, um schwarz zu sehen !!!

Du bist
BesucherIn Nr.

Endlich am Ziel

 Mittwoch 21. Juli, 8. Urlaubstag

 

 Bis um 12 Uhr hatten wir alles wieder eingepackt und begaben uns auf die Weiterfahrt. Schon nach wenigen Kilometern mussten wir wieder anhalten, denn mein Herzensgatte hatte etwas Ungewöhnliches entdeckt. Ein großes Feld, das auf den ersten Blick so aussah wie dunkle, umgepflügte Erde, entpuppte sich aber bei näherem Hinsehen als ein Teppich von tausenden Pinea- Zapfen, die dort zum Trocknen ausgelegt waren.

 

 

 Einfach irre! Wir müssen Beutelchen für Beutelchen viel Geld dafür zahlen, wenn wir sie für die Herbstbinderei brauchen, und nun sahen wir sie hier, wo sie zuhauf rumlagen........

 

 Die nächste Station war ein Halt bei der Winzer-Genossenschaft, wo wir mal ein gutes Tröpfchen einkaufen wollten.

 Hier gab es beste Weine in wunderschönen Flaschen und es gab die Wein Tankstelle !  Vino rosso, Vino bianco und Vino rosato konnnte man sich abfüllen lassen. Aus Einfüllstutzen, wie beim Benzin tanken, und die pfiffigen Verkäufer liefen in Overalls herum.

 Die Italiener kamen hierhin mit 20l Plastik- Kanistern und holten sich hier ihren Wochenbedarf. (Vielleicht auch Tagesbedarf - wer weiß ???)

 Wir erstanden natürlich auch eine 5l Flasche mit leckerem Rotwein, und da nun der langerwartete Abend am Tarot Garten bevorstand, wollte mein Schatz mir etwas besonders Gutes zukommen lassen und erstand mir auch noch 2 leckere "bessere" Flaschen.

 Dass sich diese nun am späten Abend in trauter Gemütlichkeit als bitterer Weinessig entpuppten....... - da konnte er ja nun wirklich nichts dazu......... Stand ja auch alles in italienisch drauf.....

 

 Weiter ging es zu der felsigen Halbinsel Monte Argentario. Welch ein märchenhaftes Stückchen Erde !!!  Diese Ausblicke auf blaugrünes Meer, auf gigantische Felsenküsten, (und ich liiiiiebe den Ausblick auf Felsenküsten !!!!) all das lässt sich wieder gar nicht beschreiben und ruht gut gesichert in meinem Schatzkästchen.

 Wir hätten gerne eine ganze Rundfahrt unternommen, aber als uns die Straßenschilder darauf hinwiesen, dass der weitere Weg nicht für Wohnmobile geeignet ist, kehrten wir lieber um. Doch Porto S. Stefano und Port Ercole werden uns in schönster Erinnerung bleiben.

 

 In einer kleinen Straße machten wir mal wieder eine Rast unter einer großen, schattigen Pinie. Farina durfte frei herumlaufen und nutzte sofort die Gelegenheit, um sich unter einem Zaun unserem Zugriff zu entziehen und eine dort hockende Katze anzugreifen.

 Da nutzte kein Rufen, Locken, Pfeifen oder Leckerchen anbieten.... da kam der Jagdhund in ihr hoch und wir konnten nur abwarten. Glücklicherweise war die Katze schneller und verschwand bald darauf, - einen völlig aufgeregten Hund hinterlassend.

 

 Auf dem letzten Stück Weg zum Ziel unseres Urlaubs kamen wir noch am Lago di Burano vorbei, zu dem uns allerdings eine Eisenbahnlinie die Zufahrt versperrte. Kein Herankommen möglich. Doch in Burano fanden wir ein kleines Geschäft, in dem wir eine Tischdecke für unseren unzivilisierten Campingtisch und einen Käscher für meine beiden Salamanderfänger erstehen konnten.

 

 Der Tarot Garten

 Laut der Beschreibung, die ich mir vom Automobilclub hatte schicken lassen, ging es von der Via Aurelia Richtung Pescia Fiorentina am Kilometerstein 125 nach links ab. Wir merkten schnell, dass diese Aussage nur geringfügig verkehrt war. Wir mussten rechts von der Bahn runter und zwar erst bei Kilometerstein 124. Dann sollten nach ca. 2 Kilometern die Figuren sichtbar werden, aber schon nach noch kürzerer Zeit leuchteten die bunten und goldenen Türme aus dem Wald hervor.

 Es glitzerte und blinkte in der Sonne.

 Ein Parkplatz, etwas tiefer am Hang gelegen, war halbgefüllt mit Autos aus den verschiedensten Regionen. Italien, Schweiz und natürlich Deutschland. Duisburg, Kassel, Recklinghausen und sogar noch ein anderer Wagen aus Bochum.

 Da wir an diesem Tag nicht mehr in den Garten hinein wollten, suchten wir uns ein schattiges Plätzchen, was in diesem Land, und speziell auf diesem Parkplatz gar nicht so einfach ist.

 Stühle raus, Tisch raus, und erst mal einen Kaffee gekocht. Mein Herzensgatte schnitt eine Melone an, und wir genossen den langsam sinkenden Sonnenschein neben den bunten Figuren.

 Ich hatte also nun erstmal alles zu meinem Glück, und auch meine beiden Liebsten bekamen noch ihr emotionales Sahnehäubchen, als direkt neben uns eine Schafherde mit ca. 400 weißen Langschwanzschafen vorbeikam. Ein idyllisches Bild !

 Eine kleine Gruppe Berliner näherte sich unserem Wagen und fragte nach einer Mitfahrgelegenheit. Die fünf machten hier in der Toskana eine Fortbildung in Sachen Körperpsychotherapie und hatten heute an ihrem freien Tag den Tarot Garten besichtigt. Gerade in der Zeit, als sie dort oben waren, hatte man ihnen direkt von diesem Parkplatz den VW Bus geklaut. Also doch das Land der Mafiosi und Diebe???

 Ich hatte schon sofort wieder schlimmste Befürchtungen, ob wir hier an diesem Ort nicht zu gefährlich hausten.

 Mein Herzensgatte beruhigte mich aber dann mit der überzeugenden Aussage, dass Leute, die tagsüber Busse klauten, nicht nachts an den selben Ort zurückkehren würden , um ahnungslose Touristen zu überfallen. Wir waren hier nicht sicherer, aber auch nicht gefährdeter als an jedem anderen Ort, wo wir campieren würden.

 

 Kurz bevor um halb acht die letzten Besucher den Park verließen, ging ich zum Eingangsbereich hoch. Eine kahle, gerade Mauer mit einem kreisrunden Loch darin. Irgendwie unpassend zu den verspielten, bunten Figuren von Nikide St. Phalle. Erst später las ich, dass es genau diesen Widerspruch symbolisieren sollte. Eine Trennung zwischen der Welt da draußen und der Welt da drinnen.

 

 Ich kaufte im Foyer einige Postkarten und das Buch über den Garten. Sinnigerweise gab es das nicht mehr in deutsch, nur in italienisch, französisch und englisch. Stilvoller wäre nun sicherlich die italienische Ausgabe gewesen, aber da ich außer si, no und scusi nicht viel davon verstehen würde, habe ich dann doch lieber zur englischen gegriffen.

 Die beiden netten Signori, die am Eingang saßen, gaben mir auch in gebrochenem Englisch darüber Auskunft, dass Signora de St.Phalle momentan nicht in der Toskana ist, sie käme erst im September oder Oktober, jetzt sei sie in Californien....,  - "wie schön für sie ....." - und dass morgen um 14 Uhr 30 wieder geöffnet würde.

 

 Der Parkplatz leerte sich zusehends, bis wir dann ganz alleine dort standen. Die netten Signori fuhren an uns vorbei in ihren Feierabend und winkten freundlich herüber, was für uns dann die letzte Bestätigung war, dass niemand ewas gegen unseren exklusiven Übernachtungsplatz einzuwenden hatte.

 Also richteten wir uns gemütlich dort ein. Auf den Tisch kam die wunderschöne, gelbe Tischdecke mit knallig roten Erdbeeren. Mein Herzensgatte hatte sich nachmittags für dieses ´dezente´ Muster entschieden. Nun sah unsere Sitzecke richtig edel aus.

 

 Ein herrlicher Abend !!!

 Stille und Dunkelheit um uns herum.... Sterne am Himmel.... Das erleuchtete Eingangstor zum Garten vor Augen.... und wir mittendrin in dieser friedlichen Einsamkeit vor unserem Transporter, Karten und Briefe- schreibend im Scheine unserer Campingleuchte.

 

 Plötzlich fuhr ein Auto auf den Platz. Als er fast neben uns stand, schaltete er den Motor aus und das Blaulicht an. Carabinieri ! 

 Einer von ihnen kam langsam um unseren Wagen herum und leuchtete uns mit einer starken Taschenlampe in die Augen. Wir sagten freundlich "Buona sera", er antwortete genauso freundlich "guten Abend" und verschwand wieder. Erst jetzt fiel mir auf, dass ich in einer Reflexbewegung sofort beide Hände hochgehoben hatte, als mir das Licht ins Gesicht schien......... (Wohl zu viele Krimis gesehen, Signora ????)

 

 Nun waren wir aber auch noch polizeilich abgesegnet an unserem Platz. Ein beruhigendes Gefühl.

 

 Hier gehts weiter...