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Klingelknöpfe

Von Klingelknöpfen,
Telefonzellen und
schleichendem Alters-Schwachsinn

 

 

 Sonntag morgen, -- Einladung zum Frauen- Frühstück bei Birgit.
Toll !  Ich freue mich schon lange darauf.

   Um viertel vor 11 Uhr soll ich bei Petra sein, da nur sie, und ich eben nicht,
weiß, wo Birgit wohnt.

   Den Weg zu Petra finde ich inzwischen ziemlich gut, obwohl ich mir immer noch nicht sicher bin, ob meine Fahr- Route nicht doch zwei mal um den Ort spiralförmig zum Ziel führt. Petra berichtet seltsamerweise jedenfalls immer von deutlich kürzeren Fahrzeiten, wenn sie zu mir kommt.

   An diesem Sonntagmorgen ist allerdings mal wieder der Wurm drin. Irgendeine Abfahrt war wohl verlegt worden, markante Orientierungspunkte waren über Nacht abgerissen, und Straßen hatten eine andere Richtung bekommen.

   Um 10 vor 11 hatte ich es endlich geschafft, und stehe völlig entnervt vor Petras Haus. Eigentlich entspreche ich überhaupt nicht dem Klischee der ständig zu spät kommenden Frau, die nie den Anfang einer Aufführung miterlebt. Viel lieber bin ich eine viertel Stunde zu früh als fünf Minuten zu spät.

   So sprinte ich aus dem Auto zur Haustür und drücke auf den Klingelknopf. ---- Nichts passiert. Sie wird doch noch nicht weg sein ! ---- wieder klingeln, ---- wieder nichts!

   Das gibt s doch gar nicht! Petra würde mich doch hier nicht so stehen lassen. Sie weiß doch, dass ich den Weg zu Birgit nicht kenne. Sie würde mir doch zumindest eine Nachricht an die Tür heften!

   Ich bin total verwirrt. Was mache ich denn jetzt? Sinnigerweise kenne ich nicht mal den Nachnamen von Birgit, um über ein Telefonbuch weiter zu kommen.

   Ich versuche, meine letzten logisch arbeitenden Gehirnzellen zu mobilisieren.

   Petra hat ein Handy, - wenn sie schon losgefahren ist, wird sie aber darüber zu erreichen sein. Also brauche ich ein Telefon. - Zurück zum Auto - losfahren - Telefonzelle suchen. Währenddessen fällt mir auf, dass ich überhaupt kein Portemonnaie dabei habe, - wofür brauche ich Geld, wenn ich eingeladen bin? - lediglich eine Einkaufswagen- Pfand- Mark liegt einsam auf der Ablage.

   Doch keine Telefonzelle in Sicht! Diese Gegend ist einfach verhext!

   Aber ich könnte doch von Petras Nachbarn aus telefonieren,
- wenden - zurück zum Haus.

   Wieder stehe ich vor der Haustür,
---- und nun zweifle ich so langsam an meinem Verstand.

  

   Der geneigte Leser wird verzeihen, dass ich hier etwas ausführlicher erklären muss:

   Es gibt Klingelknöpfe, bei denen das Namensschild neben einem Druck- Knopf angebracht ist, und es gibt welche, wo das Namensschild gleichzeitig das Teil ist, das man herunterdrücken muss. Letzteres ist hier der Fall.

   Und es sind drei Schellen waagerecht nebeneinander angebracht.

   Petras Name steht in der Mitte, und direkt drüber ist ein kleiner runder Knopf ---- der Lichtschalter !

   Erst jetzt, als ich bei den Nachbarn schellen will, die verständlicherweise keinen Schalter über ihrem Namen haben, fällt mir dieser Irrtum auf.

   Wie Petra mir dann erzählt, als ich sie wartend oben antreffe, haben sich schon eine Menge Leute damit vertan, aber es gab eigentlich noch niemanden, der nicht nach dem ersten Versuch den Irrtum merkte.

   Das war wohl mal  wieder ein Anfall von schleichendem Alters- Schwachsinn !

  

   Besonders irritiert mich allerdings Petras Aussage, - als wir längst bei Birgit sitzen, - direkt vor ihrer Haustür stehe eine Telefonzelle !

  

   Wochen später: Petra erklärt jemandem den Weg zu ihrem Haus: "Die Straße hoch, und dann direkt an der Telefonzelle! Ich erwarte Dich dann dort."

   Als sie nach draußen tritt, traut sie ihren Augen nicht: Die Telefonzelle ist weg !!! Abmontiert !!!

   Und so wird es ein ewiger Streitpunkt zwischen uns bleiben, ob dieses Häuschen nicht vielleicht doch schon zu Zeiten meiner Odyssee   l ä n g s t   verschwunden war..........