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Lagos

Freitag, 9.2.

Beim Frühstück wieder die erste im Raum, wählte ich einen Fenstertisch mit Blick auf den Pool. Der seltsame Deutsche grüßte sogar zu mir herüber, aber setzte sich dann doch zwei Tische weiter mit dem Rücken zu mir hin.

Bevor ich mich auf den Weg zum Busbahnhof begab, warf ich mich in mein logistisch durchgestyltes Portugal- Erkundungsoutfit  mit Erholungskomponente.
Hierbei ging es zum einen darum, den sogenannten Zwiebeleffekt zu erreichen, so dass man sich bei wärmeren Temperaturen um die Mittagszeit nach und nach entschälen kann, - und zum anderen, dass man alle gebrauchten Kleinigkeiten in greifbarer Nähe bei sich trägt. (Ordnen Sie die Begriffe nach der Häufigkeit der Benutzung ! würde Günter Jauch sagen.)
Das bedeutete für mich: Zigaretten und Portmonee in die Hosentaschen, - Handy in die rechte Jeans- Westentasche, - Baedecker- Reiseführer in die linke.
Im Rucksack fanden sich dann alle anderen lebenswichtigen Utensilien, wie z.B. der Mini-Compi, Malzeug, diverse Medikamente, Fotoapparat, Sonnenbrille, Kugelschreiber, Notizbuch und anderer frauenspezifischer Kleinkram.
Das alles war platztechnisch gut durchdacht und beruhigte den kleinen Chaoten in mir.

An diesem Freitag wollte ich die längstmögliche Bustour antreten, die von Quarteira aus möglich war. Mit der Coast Line sollte es bis nach Lagos gehen. Eine Fahrt die gut zwei Stunden dauern würde und mich durch viele kleine Orte, die am Wegrand lagen, brachte.
Hierbei handelte es sich um einen richtigen Reisebus und ich hatte das Glück, sofort vorne rechts in der ersten Reihe zu sitzen, wo ich einen beständig guten Ausblick auf die Gegend hatte, aber auch auf die halsbrecherischen Lenkleistungen des portugiesischen Fahrers.

Bei Portimao fuhren wir über das breite Delta des Rio Arade. Hier war noch zu sehen, was die großen Regenfälle der letzten Wochen angerichtet hatten. Die große Fläche war durchgängig braun. Kein Blau mehr, - von klarem Fluss konnte wahrhaftig keine Rede sein. Der Lehmboden der Berge hatte sich mit dem Dauerregen in das Wasser gemischt.

Um kurz nach zwölf war ich im bekannten Lagos. Das ist die Stadt, in der das Denkmal von Heinrich dem Seefahrer steht, - bzw. er sitzt dort und schaut wehmütig aufs Meer.
Schräg hinter ihm ist das Gebäude, das Zeugnis ablegt über einen sehr dunklen Teil portugiesischer Geschichte. Bei der Zollbehörde unter den Arkaden fand 1444 der erste Sklavenmarkt statt.
Aber auch eine wunderschöne City hat der Ort zu bieten. Die Fußgängerzone ist gepflastert mit diesen schönen, schwarz weißen Mustern, die so bekannt sind für Portugal.  Viele Straßencafés laden zum Verweilen ein, (genau das richtige für mich....) und ich fand auch die Plastik, die den ersehnten König Sebastiao darstellen soll. Wobei der mich allerdings ein wenig an eine Comicfigur erinnerte, mit seinen unnatürlich großen Augen.

Und ich fand wunderschöne Kirchen hier. Dabei besonders beeindruckend war die Igreja de Santo Antonio. Um hineinzukommen ist man erst einmal genötigt, sich ein kleines Museum anzusehen, (na , ist doch nett, ne ?) und dann darf man erst in den eigentlichen Kirchenraum. Aber der ist wirklich überwältigend.
Typisch portugiesisches Barock, also überladen mit feinsten Holzschnitzereien und fast vollständig mit Blattgold belegt. Talha Dourada.
Ein wahrlich wertvoller Raum. Es war eine ziemlich beeindruckende Demonstration von Macht, Prunk und Protz.  Beeindruckend pervers.

Doch ganz andere Perversitäten begegneten mir am Strand.
Endlich hatte ich einen Abschnitt gefunden, wo ich barfuß ans Wasser konnte. Hier waren die Wellen nicht ganz so explosiv, sondern hatten mehr die bekannte Nordseequalität. Hier war die Felsenküste, wie ich es mir immer erträumt hatte, zerklüftet, bizarr und einfach wunderschön.
Also schulterte ich meine zusammengebundenen Schuhe, lüftete die Hose bis zu den Knien und watete durch den warmen Sand an das Wasser.
Ich wähnte mich völlig alleine dort, aber kaum kam ich um einen Felsen herum, fand ich dort einen jungen Mann, der wohl dasselbe gedacht hatte. Ein großer Wanderrucksack lag neben ihm im Sand und er hatte sich, so wie Gott ihn erschaffen hat, auf einem Badelaken hingefläzt, - ließ sich Sonne auf Bauch und anderes scheinen.
Wohlverdiente Rast eines Portugal- Wanderers, ich wendete mich diskret ab und marschierte weiter um die nächste Felsenformation herum.
Ein Mann kam mir entgegen, freundlich und offen blickte ich ihm ins Gesicht, schließlich ging es mir gut und ich genoss den Tag und alles, was um mich herum geschah. Der Mann grinste zurück und erst im zweiten Moment musste ich sehen, dass ich da einen Exhibitionisten vor mir hatte, der sich während der Begegnung an seinem baumelnden Gemächt rumspielte. - Wo bin ich denn hier gelandet??? Das ist doch wohl irgendwie nicht das typische Portugal, das mir hier begegnet.

Hinter dem nächsten Felsen fand ich zwei Männer, die mir vorhin schon innerhalb einer ganzen Gruppe aufgefallen waren. Hier hielten sie sich nun sichtlich verborgen, hatten noch einen Schäferhund dabei, der mich auch, sobald ich zu nahe kam, verbellte, und waren geheimnisvoll mit Zigaretten und Geld beschäftigt.
Nix wie weg hier. Hätte mir nicht noch am Vortag die Reiseleiterin erzählt, dass ich alleine am Strand immer aufpassen solle, da auch an der algarvischen Küste das Drogenproblem immer größer würde, dann hätte ich mir ja gar nichts dabei gedacht, und vielleicht bildete ich mir ja doch alles nur ein, - der Exhibitionist war in Wirklichkeit ein ungeschickter Pinkler und die Drogendealer nur rauchende Strandspaziergänger, ...... aber nun wollte ich an diesem Strand lieber nicht weiter nach schönen Eindrücken suchen, - irgendwie war das jetzt hier nicht der richtige Ort für mich.

An der Kaimauer hockte ich mich in die Sonne und ließ mir den Sand von den Füßen trocknen.

Auf der Rückfahrt mit dem Bus hatte ich Glück. Hinter mir saß eine junge Berlinerin mit ihrer Tochter. Endlich mal wieder deutsche Töne. Nach einer Weile konnte ich völlig zwanglos etwas in ihr Gespräch einwerfen, - da kenn ich ja nix ! - und es entwickelte sich eine nette Unterhaltung. Die beiden waren auch seit Mittwoch hier und wohnten bei Carvoeiro. Es war genau der Typ Mensch, mit dem ich auf Anhieb eine ähnliche Wellenlänge spüre. Leider war die Fahrt dann doch zu kurz, um uns besser kennenzulernen.

 

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