Die Welt ist viel zu bunt, um schwarz zu sehen !!!

Du bist
BesucherIn Nr.

Langsam zurück

Mittwoch 28.Juli,  15. Urlaubstag

 

 Der Himmel bedeckt, - die Sonne versteckte sich ein wenig. Und wir beschlossen, noch einmal nach Siena reinzufahren, um den Dom doch noch von innen zu sehen. Was meinem Herzensgatten sicher nicht halb so wichtig war wie mir, aber da er mir ja eine Freude machen wollte, würde er auch diese schier unmenschliche Strapaze auf sich nehmen, und mit mir durch die hügelige Stadt laufen.

 Das größte Problem war ja überhaupt, einen Parkplatz zu bekommen. Wir hätten besser den Bus nehmen sollen !!!  Aber als wir schon beinahe die Wut bekamen und abdrehen wollten, fuhr direkt vor uns jemand aus einer Lücke heraus. Na endlich !

 Fußmarsch war angesagt. Der Dom war zwar schon in der Ferne zu sehen, aber die reinste Berg und Talbahn lag noch dazwischen.

 Erstmal wurden wir abgelenkt von einem riesigen Marktplatz, auf dem es so ziemlich alles zu kaufen gab, was man so zum Leben braucht. Wir hatten allerdings zu dem Zeitpunkt mal wieder kaum noch italienische Lire in der Tasche, so dass wir auch gar nicht erst in Versuchung kamen, irgendwelche Kinkerlitzchen zu kaufen.

 

 Hinter der Stadtmauer von Siena kamen wir zur Basilika Domenica, ein romanischer Prachtbau, den wir uns auch von innen ansahen. Einer von uns musste natürlich immer draußen bleiben, wegen unserer Farina, die natürlich mal wieder nicht gerne gesehen war in den heiligen Hallen.

 Durch die kleinen Gassen ging es weiter zum Dom, diesem "Wunderwerk toskanischer Gotik" (sagt der Reiseführer !) Auch am Tage ist es ein beeindruckender Bau. Wie erwartet war der Vorplatz gefüllt mit Touristen und ich war froh, diesen Anblick am Abend vorher ganz für mich alleine gehabt zu haben.

 Der Innenraum besticht durch diese besondere schwarz- weiße Gestaltung der Steine. Beeindruckt staunten Gillian und ich in die wunderschöne Kuppel hinauf. Wie ein Blick in den Himmel mutete es uns an, genauso überwältigt waren wir von der Mariengrotte

 

 Während mein Herzensgatte in diesem Gebäude herumspazierte, und Gil und ich auf Farina aufpassen mussten, saßen wir auf den Stufen vor dem Dom und waren müde und geschafft von der Wanderung durch die schwülen Gassen, aber froh und glücklich in dieser faszinierenden Stadt zu sein.

 Tja, der Himmel war zwar noch immer bedeckt, aber die Wärme hing zwischen den Häusern und trieb uns den Schweiß durch die Poren. Eine Flasche Mineralwasser, für die wir fast soviel Geld ausgaben, wie ansonsten für einen ganzen Six-Pack, wurde nicht nur halb getrunken, sondern mit dem Rest kühlten wir uns wieder mal völlig unzivilisiert die Köpfe und Arme.

 Als wir an dem Stand einer Hobby-Malerin vorbeikamen, kaufte mir mein Herzensgatte ein kleines, typisches Gemälde aus der Toskana. Sonnenblumen im Vordergrund und ein romanisches Kastell weiter hinten.

 

 Die Parkzeit hatten wir auch nur um eine halbe Stunde überzogen. Kein Strafmandat! und weiter ging die Fahrt. Nun kutschierten wir mitten durch die Toskana, über Landstraßen, durch kleine Orte und mitten in einem Meer von sanften Farben.

 

 Ich habe früher immer gedacht, dass die Geschichten über das besondere Licht und die außergewöhnlichen Farben in der Toskana ein Märchen findiger Toskana-Reiseveranstalter wäre, - aber nein, - das hier ist wirklich etwas Besonderes !

 

 Wir hatten unterwegs eine besondere Blume entdeckt, die wir nicht kannten und wollten gerne eine Pflanze davon mit nach Hause nehmen. So suchten wir nach Baumschulen, die uns so ein Teil verkaufen könnten. Doch mehr als den Namen konnten wir nicht in Erfahrung bringen. Gesomeria, eine Blume, die uns in ihrer Üppigkeit an Oleander erinnerte, aber doch anders im Aufbau war.

 Wahrscheinlich wäre das gute Stück aber sowieso in der Ruhrgebietsluft jämmerlich eingegangen, wenn wir sie denn heil nach Hause gebracht hätten.

 

 Schon seit Tagen fielen uns immer wieder die seltsamen italienischen Wortschöpfungen auf, die in deutsch so völlig anders klangen, als sie in italienisch wohl bedeuten sollten. An den Straßenrändern standen immer wieder große Plakatwände, auf denen für ein Benzin oder ein Motoröl geworben wurde, - so ganz klar war das nicht zu erkennen, - da stand jedenfalls als großflächiges Schlagwort: Furzzi !!!

 

 

 Unsere frischen Lebensmittelvorräte mussten mal wieder aufgefüllt werden, so suchten wir einen der gut ausgeschilderten COOP s. - WOW !

 Welch eine Wahnsinnsauswahl ! Allein die Fischtheke ließ meines Herzensgatten Herz viel höher schlagen. Ich schlug schon Wurzeln an der Käseabteilung, während er noch immer die seltensten Fischsorten begutachtete. Bei der Weinauswahl fanden wir endlich auch die versprochene Sorte, die wir für Freunde mitbringen sollten.

 An der Kasse dachten wir dann schon, dass wir wieder weggeschickt werden würden. Jeder, - einfach jeder, der vor uns dran war, bezahlte mit einer Karte !  Bargeld schienen die dort gar nicht mehr zu kennen. Die junge Dame schien auch sichtlich überrascht, als wir dann mit diesen antiquierten Scheinen auftauchten. Uns überkam schon demütige Dankbarkeit, dass sie dann doch unser fast unwürdiges Geld annahm.....

 

 

 Irgendwo am Wegesrand kamen wir mal wieder an einem Friedhof vorbei. Da es dringend Zeit für eine Pause war, hielten wir auf dem Parkplatz und besahen uns erstmal diese Grabstellen, die so völlig anders sind als in Deutschland üblich. Kleine Marmorplatten, hinter denen die Urnen verborgen waren, geschmückt mit künstlichen Blumen und an jeder Platte ein Foto des Verstorbenen. Jedes Grab hat ein Gesicht. Selbst Bilder von Babys, die nur ein paar Tage gelebt haben, waren zu sehen. Neben Menschen jedes Alters, fröhlich lachend, in der Blüte ihrer Zeit, bis ernst oder weise verschmitzt im hohen Alter.

 Es ist ein eigentümliches Gefühl, diese Menschen anzusehen, die einmal alle hier in dieser Umgebung gelebt, geliebt und gelitten haben. Haben sie wohl schon geahnt, als sie freudestrahlend für dieses Foto posierten, dass es eines Tages auf ihrem Grabstein stecken würde ?

 

 

 Wir jedenfalls waren froh, dass wir leben konnten in dieser Zeit !  Neben dem Auto setzten wir uns erstmal auf unsere Stühle und machten eine ausgiebige Kaffeepause und probierten so diverse Feinheiten, die wir uns im COOP gegönnt hatten. Schließlich mussten wir uns ja stärken für die weite Reise, die noch vor uns lag. Unbedingt wollten wir noch an diesem Tag Carrara erreichen.

 

 In den Abendstunden waren wir wieder bei den "schneebedeckten" Bergen angelangt.

 Diesmal fuhren wir in den Ort hinein um uns dort nahe der weißen Steine einen Nachtplatz zu suchen. Wir folgten den Schildern "Cave di marmor".  Das hörte sich sehr vielversprechend an und wir kurvten vorbei an künstlerischen Gebilden, an Bildhauereien, an kleineren Steinbrüchen immer weiter den Berg hinauf. Weiße Steine überall ! Beeindruckend ! 

 

 Eine Schlafmöglichkeit fanden wir auf dem Seitenstreifen einer kleinen Straße, die ein Örtchen mit der Hauptstraße verband. So saßen wir schon bald, mit Blick auf eine gigantische weiße Wand, neben unserem Auto und Gerd betätigte sich mal wieder als Chef de la cuisine. Er zauberte uns eine tolle Mischung aus Gemüse, Nudeln und - endlich!!! - mit Gehacktem ! Beim nachmittäglichen Einkauf hatte er natürlich für diese Feinheit gesorgt.

 

 Die Bewohner des kleinen Ortes haben scheinbar alle die Angewohnheit noch einen Abendspaziergang zu machen. Schließlich können sie ja bei den Tagestemperaturen vorher kaum das Haus verlassen. Nun kamen sie also alle nach und nach bei uns vorbei, schauten uns freundlich auf die Teller und störten sich nicht weiter an den verrückten Deutschen, die mal wieder überall auffallen......

 Hier geht es weiter