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Linux

Kännchen-Kupfer im Linux- Fieber

 

Ein großer, weißer Zettel verkündete die überraschende Wende in der Werkkiste, meinem Arbeitsplatz.

Er klebte, mit einem einfachen Tesabändchen befestigt, direkt vor dem Bildschirm unseres Computers im Floristenbüro.

Darauf konnte der PC Benutzer lesen, dass alle Kolleginnen und Kollegen, die an diesen Teilen arbeiteten, sich darauf freuen dürften, schon bald in den Genuss eines neuen Systems zu kommen.

Es dauerte dann doch noch einige Wochen, - aber wir Floristen waren sowieso momentan dermaßen in der Praxis eingespannt, dass wir gar nicht dazu kamen, längere Computer Sitzungen abzuhalten.

Vor allem ich bedauerte diese Tatsache zutiefst, denn.....
-  schon lange habe ich mich in meinem Freundeskreis geoutet,
- mein Herzensgatte hat sich längst damit abgefunden,
- meine Lieblingstochter leidet nach jahrelanger Abhärtung auch schon nicht mehr so stark darunter, 
und hiermit gebe ich es nun auch öffentlich kund und zu wissen:
Im tiefsten Inneren meines Herzens liebe ich meinen Computer !!!

Stunden um Stunden kann ich davorsitzen und immer neue Feinheiten entdecken, die mich täglich neu faszinieren.

Nein, ich gehöre wirklich nicht zu den Menschen, für die dieses Gerät ein notwendiges Übel ist, - für mich ist es eine unschätzbare Hilfe bei allen Problemen der verbalen Kommunikation.

So war die Aussicht auf ein neues System für mich gleichzeitig die Hoffnung auf viele spannende Offenbarungen in der Welt der Mausklicks und Links.

Freudige Erregung überfiel mich so auch, als mein lieber Kollege, - Thomas, der Große, - der Meister der Festplatten und Herrscher über das Werkkisten Internet, - als dieser mir nun also verkündete:
"Heute nachmittag werde ich Dir den neuen Computer installieren!"
---- Freude kommt auf !!!!! 
Halleluja !

Es ist 10 Minuten vor Feierabend, als er mich fragt, ob ich denn diese letzten Minuten eines anstrengenden Tages dafür opfern würde, seinen wichtigen Erläuterungen zu folgen, um in dieses neue System einsteigen zu können.

Was gibt es da für mich zu überlegen ? - natürlich brenne ich darauf, die Grundlagen kennenzulernen, um mich durch die Dateien zu klicken

Linux heißt das neue Programm und soll nun das alte Windows ersetzen. Die Bildschirmoberfläche ist der vorherigen sehr ähnlich, und man kann schnell den Weg finden in das neue Star Office.

Thomas verspricht mir Erleichterungen auf der ganzen Linie und nachdem ich die wichtigsten Schritte verstanden habe, erklärt er mir noch gleich den sinnigen Gebrauch von Internet Nachrichten innerhalb des Hauses.

Schließlich wird jeder Normalsterbliche sofort die Vorteile einsehen, dass ich nun in Windeseile eine Nachricht an den Kollegen im Nebenbüro schicken kann, die schon ca. eine Stunde später in seinem E-Mail Kasten erscheint, wo er sie dann vielleicht zwei Tage danach mal lesen wird.

Also setzte ich mich daran und schreibe zum Test eine Dankesgrußbotschaft an Thomas, - the king of the Internet.

Das Schreiben ist kein Problem, - dann die Taste "Senden" klicken und .......

Bitte geben Sie das Passwort ein !

 

Ich habe kein Passwort. -
 Also ein Schrei über den Flur: Thoooomas !!!!! 
Komm und hilf !!!!!

Leicht irritiert gibt er das ganz geheime und von niemandem außer ihm gewusst werden dürfende Wort ein.

"Aber da kann was nicht stimmen.....
Das muss doch auch ohne Passwort gehen.....
Das muss ich nochmal kontrollieren......"

Obwohl ich im Hinterkopf die Gewissheit habe, dass Herzensgatte und Lieblingstochter bestimmt schon zu Hause langsam meine Ankunft erwarten, will ich wenigstens kurz ausprobieren, ob ich denn in meine alten Dateien, die ich noch im Window System geschrieben hatte, nun auch über Star Office reinkäme.

Aber wie finde ich sie ????
 Es gibt keinen Explorer oder Datei Manager, den ich anklicken könnte.

Aber über Umwege, die jedes System so anbietet, - in diesem Fall über eine neue Datei und dann über die Bearbeitungsspalte in "Vorhandene Datei öffnen", - finde ich tatsächlich meine geschriebenen Texte wieder.

Die Formatierung ist dem alten System zumindest ähnlich, so dass ich mich darauf freuen kann, jede einzelne Datei nachschauen zu müssen, um eventuelle Seitenüberschreitungen und Tabellenaufteilungen korrigieren zu dürfen.

Beim Schließen der Datei will der Computer plötzlich schon wieder ungeahnte Dinge von mir wissen:

Diese Datei ist in einem fremden System gespeichert.
Wollen Sie diese Datei in Linux XYZ-ich weiß-nich-mehr speichern ?

 

Als Antwortmöglichkeiten gibt er mir nur "Ja" oder "Nein" an. Hier vermisse ich mal wieder völlig die Kategorie:
"Lass uns noch mal drüber reden !"

Ohne zu wissen, was ich da jetzt mache, klicke ich auf "Ja".

Das scheint ihm aber nicht zu gefallen, denn er antwortet mir umgehend:

Durch die letzte Aktion ist eine tiefgreifende Systemverletzung aufgetreten. Die nicht gespeicherten Veränderungen könnten eventuell verloren gehen.

An dieser Stelle bietet er mir nur noch ein "OK" zur Bestätigung an und will mir gar keine andere Möglichkeit geben.

Wie nett wäre es doch, wenn ich jetzt ein:
"Entschuldigung, ich will es bestimmt auch nicht wieder tun !"
anklicken könnte.

Etwas seltsam finde ich auch die Formulierung mit dem eventuell...... - also vielleicht.... gegebenenfalls..... wenn ich Glück habe..... - dann sind meine Daten nicht verloren. Hoffnung breitet sich aus.

So klicke ich erstmal das "OK" an und schwupps ! ist das Star Office erstmal wieder runtergefahren und muss neu geladen werden.

 

Voller Mut und Ausdauer versuche ich die nächste Datei. Es läuft haargenau das gleiche Spielchen ab.

Den Tränen nahe schreibe ich eine E-Mail an Kollegen Thomas, der inzwischen längst in den wohlverdienten Feierabend gefahren ist, während ich in der finsteren Werkkiste völlig alleine meine Wege über die Datenautobahnen ziehe.

 

Liebster Kollege Thomas,

Ich stehe kurz vor dem Nervenzusammenbruch. Brauche dringend weitere Hilfe, um mit diesem wunderschönen System klarzukommen.

Kannst Du Dir bitte etwas Zeit nehmen, um mich vor dem computertechnischen Knockout zu retten ?  Es werden sicher nur einige Stunden nötig sein, um mich in die einfachsten Grundlagen einzuweihen.

Danke !  Danke ! Danke !

Deine vor dem PC ins Koma gesunkene Kollegin Kännchen-Kupfer.

 

Danach verlasse ich völlig frustriert meinen Arbeitsplatz und schleiche im glitzernden Mondlicht zum Parkplatz.

Am nächsten Morgen, nach stundenlanger Sonder- Therapie- Sitzung habe ich wieder genügend Selbstbewusstsein aufgebaut und  stürze ich mich erneut auf dieses Wunderwerk der Technik, - in der tiefen Hoffnung, dass der liebe, kleine PC sich in der Nacht von seinen Mucken erholt hat und mir jetzt sicherlich freien Zugang auf die angepriesenen Erleichterungen des Linux- Systems ermöglicht.

Schon bei der ersten Datei, die ich öffne und wieder schließen will, erscheint das Fenster:

Durch die letzte Aktion ist eine tiefgreifende Systemverletzung aufgetreten. Die nicht gespeicherten Veränderungen könnten eventuell verloren gehen.

Und schwupp ! ist Star Office wieder runtergefahren.

"Gut! OK! .... wenn Du nicht willst.... "
- ich erwische mich dabei, dass ich mit dem Gerät vor mir spreche !!!!!
   Die ersten debilen Züge machen sich in mir breit.
"Versuchen wir erstmal was ganz anderes....."

Dieses System hat so viele neue Möglichkeiten zu bieten, dass ich nun versuche, ein paar der Einstellungen auszuprobieren.

Dabei treffe ich auf eine Liste von Spielen.
Mal sehen, was es da so alles gibt.
Unter dem Oberbegriff Kleinkram finde ich Eyes, also Augen. (??????)

Anklicken,.... und sofort blicken mich zwei große weiße Augäpfel mit schwarzen Pupillen groß an. Und immer genau in der Richtung, wie ich mit der Maus den Pfeil über den Bildschirm lenke, schielen die Augen vergnügt in die Gegend.

Nett ! Aber leider keine Möglichkeit diese Augen wieder wegzubekommen.
Vielleicht, wenn ich ein anderes Spiel anklicke.......

Eines heißt: Kakerlaken.

Und genau solche Viecher erscheinen plötzlich auf dem Bildschirm. Schnell und aus allen Ecken kommend, flitzen die ekligen Tierchen hin und her.
Wie in einem Reflex gehe ich sofort mit dem Pfeil drauf und klicke sie an. Bzw. Aus.

Jede Kakerlake, die ich treffe, wird zu einem unansehnlichen grauen Matsch. Und erst die darüberlaufenden neuen Tiere putzen sozusagen diesen Fleck wieder weg.
Ein irre sinniges Spiel !

Das Sinnigste ist: diese Kakerlaken sind nicht auszurotten.

Kleinlaut schleiche ich zu meinem großen Kollegen.
"Thomas, ...... ich habe Kakerlaken.... 
wie kriege ich die wieder  weg ???????"

In unnachahmlich machohafter Manie lehnt er sich selbstgefällig in seinem Herrschersessel zurück und grinst mich überheblich an:   
"Was krieg ich denn dafür ??????"

Ich verspreche ihm die übliche Art der Bezahlung.
Ein Snickers pro weiterhelfender Antwort.
Und so erfahre ich dann, dass die schwarzen Viecher erst verschwinden, wenn ich einmal das ganze System runterfahre und neu auflade.

Für ein weiteres Snickers erklärt sich der selbstlos helfende Kollege bereit, sich mein Problem mit der tiefgreifenden Systemverletzung genauer anzusehen.

Stunden später gibt er mir Bescheid, ich könne es jetzt ausprobieren,.... nun wäre alles wieder in Ordnung und ich könne meine Dateien problemlos öffnen.

Sofort kralle ich mir den Linux-Fachmann, auf dass er mir nun endlich auch eine neue Möglichkeit anstelle des früheren Windows Datei Manager zeigen solle.  Irgendsowas in der Art muss es doch auch in diesem System geben.

Natürlich hat er die Lösung parat. Und ach so einfach geht es ja.
Ich brauche nur über Eigene Dateien - Ansicht - Verzeichnisbaum anzeigen - Wurzelverzeichnis - f - christine - und schwupps habe ich schon meine Dateien vor Augen.

Dann brauche ich nur noch die gewünschte Datei mit rechts anklicken, dann über Öffnen - Star Office - nochmal Star Office und schon öffnet sich die Datei, wenn ich dann in den zweiten Bildschirm gewechselt habe.

Hatte jetzt irgendjemand Schwierigkeiten mit dem gedanklichen Folgeweg ????
Es ist doch alles gaaaanz einfach und so erleichternd.

 

Erst am nächsten Tag habe ich wieder genügend Mut gesammelt, um mich nun alleine auf diesen Weg zu begeben.
Alles klappt vorzüglich. Ich öffne - nur mit geringen Schwierigkeiten - eine Datei,  - verändere ein wenig darin und schließe sie wieder.

Durch die letzte Aktion ist eine tiefgreifende Systemverletzung aufgetreten. Die nicht gespeicherten Veränderungen könnten eventuell verloren gehen.

Heiliger Thomas von Marxloh !  Steh mir bei !  Rette mich jetzt und in der Stunde meiner Computer- Frustration !

Erst kurz vor Feierabend kommt der große Meister dazu, nun endlich eine ganz neue Festplatte zu installieren und mir meine Dateien darauf einzurichten.

Als er meine erwartungsvoll glänzenden Augen sieht, bittet er mich inbrünstig darum, doch bitte jetzt nach Hause zu fahren und ihn wenigstens eine Nacht lang in dem Glauben und in der Hoffnung zu lassen, dass jetzt alles wirklich funktioniert.

Schweren Herzens tue ich ihm diesen Gefallen und bin erst am nächsten Morgen wieder fieberglänzend nach schlafloser Nacht an dem PC zu finden.

Ich öffne eine Datei, ändere ein paar Worte und schließe sie vorsichtig wieder. ------Es ist nicht zu fassen..... es funktioniert.

Die erste Hürde im Kampf um Linux und Star Office ist erfolgreich genommen.
Viele Hürden folgen noch.

Doch zuerst schicke ich einen jubelnden Dankesbrief an den liebsten Helden meiner kompatiblen Festplatten- Träume.

Bester und wunderbarster Kollege Thomas !!!
Es klappt  !!!   Ich bin drin !!!!!
...... und bin völlig fasziniert !
Ab sofort mit Linux ausgesöhnt und wieder von der Entdeckerlust beseelt, wünsche ich Dir noch einen schönen Tag ! 
Mit den ehrergebensten Grüßen    Kännchen Kupfer.

 

Ziemlich schnell blinkt mein PC:
Sie haben Post bekommen !

 

Und Thomas antwortet auf meine Zeilen:

Das baut auf.... das belebt !!!!
Du Blume zwischen den Bits und Bytes schickst uns so manchen Sonnenstrahl über die Datenautobahn.
Wie schön, dass endlich jemand einsieht, wie toll Linux ist !!!

 

Doch nichtsdestotrotz kämpfe ich immer weiter mit den Tücken dieser Software.

Dieses Programm hat Begriffe drauf, die ich bei Windows noch nie gesehen habe, und andererseits vermisse ich grundlegende Aktionen, für die ich noch keine Alternative finde.

Immer wieder aufs Neue interessant ist auch das nicht zu durchschauende Druck- Verhalten dieses Computers. Er entscheidet nämlich selbsttätig, welche Aktion er nun als besonders wichtig empfindet und somit den zeitlichen Vorrang hat. Wobei das Ausdrucken eigentlich immer ganz hinten an steht.

Wenn ich also einen wichtigen Text brauche, dann muss ich möglichst alle anderen Aktivitäten an der Tastatur einstellen, damit sich der überforderte PC ganz seinen Aufgaben widmen kann.

Meine Kollegin fragt schon nach, wieso ich, - am PC sitzend, - immer so seltsame Geräusche von mir gebe. Dieses fassungslose Stöhnen wäre ja schon kein gutes Zeichen, aber die gezischten Worte, die mit Es Ce Ha beginnen und nicht zum üblichen Wortschatz unseres Büros gehören, würden ihr doch langsam zu denken geben.

Auch meine Drohung, ich würde in Kürze diese Festplatte mit Käse überbacken und allen Kakerlaken zum Fraß vorwerfen, ordnete sie unverständlicherweise in die Kategorie "Computerfeindliche Aussagen" ein.

 

Sie selbst meidet seit Einführung des neuen Systems unseren PC und bedient sich im Notfall der mit Windows ausgestatteten Anlage im Nebenbüro.

Was für mich natürlich den nicht zu unterschätzenden Vorteil bringt, dass ich den Computerplatz in unserem Raum ganz für mich alleine habe !!!!!!