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Schon wieder ein Neuer...

 

Schon wieder haben wir einen Neuen! Zwar einen alten Neuen, - aber für uns ist er eben neu.
Der Alte wurde zu teuer und da war es wohl besser ihn loszuwerden, als ihn weiter durchzufüttern. Ich hatte von den Alterserscheinungen noch gar nichts mitbekommen, aber der Fachmann meinte, daß das ganze Innenleben wohl nicht mehr so gesund ist, und die Haut hatte ja auch schon deutlich sichtbare Ekzeme, - sprich Rost.
Ich meine hier natürlich meinen Wagen. Und mal wieder fällt es mir schwer, mich zu verabschieden.

Nun gut,-  ein Auto ist ein Gebrauchsgegenstand - es soll mich und anderes transportieren können, soll mich sicher von A nach B bringen, und ansonsten könnte es mir ziemlich wurscht sein, was das nun gerade für ein Gefährt ist.
Und doch baue ich immer wieder zu jedem unserer Autos eine persönliche Beziehung auf.
Jeden Wagen habe ich mir gemütlich eingerichtet, - mit Bildern, Aufklebern, ganz persönlichen Maskottchen und witzigem Firlefanz, der mir ganz wichtig ist.

Das schönste Auto, das wir je besaßen war ein Geländewagen. Ein roter Isuzu Trooper, in dem man deutlich höher saß, als in anderen Autos. An jeder Kreuzung hatte man den optimalen Überblick.
Beim Einsteigen fiel man nicht in den Sitz hinein, sondern mußte, - vor allem wenn man so klein ist wie ich -, hinaufklettern. Ich habe mir am Anfang  regelrecht eine Strategie erdacht, wie ich am kräftesparendsten auf den Vordersitz komme.
Ein Bekannter hat mal beim Einsteigen bewundernd gemeint: "Toller Wagen, hier kann man ja im Stehen sitzen!"

Dafür fraß der rote Bomber aber Unmengen von Super. So daß ich in dieser Phase meine langsamsten Autobahnfahrten hinter mich gebracht habe. Denn ab 120 km/h musste der Tankwagen direkt hinterherfahren.
Doch mit äußerst phantasievollen Milchmädchenrechnungen hatten wir uns den Wagen so lange billig gerechnet, bis wir ihn uns leisten konnten.
Dieser Wagen war einfach ein Traum und jeden Selbstbetrug wert.

Leider war eines Tages der Motor dermaßen hinüber, daß wir uns für den Gegenwert der Reparatur eine vierwöchige Mittelmeerkreuzfahrt hätten leisten können. Aber schade, wir konnten uns weder das eine noch das andere leisten und tauschten den Wagen gegen einen alten Opel Kombi ein, der bei weitem nicht so schön, aber dafür fahrtüchtig war.
Da man sich bei solchen spontanen Gebrauchtwagen-Käufen eigentlich nie die Farbe auswählen kann, mußten wir uns mit der steril-weißen Lackierung, die nun wirklich nicht in unsere Träume passte, wohl oder übel abfinden.

Mein Herzensgatte gab sich wirklich die größte Mühe, mir den Wagen so schön wie möglich zu gestalten und bearbeitete liebevoll alle kleinen Roststellen, lackierte die Hecktür neu, beschränkte sich platztechnisch mit seinen Angel- Aufklebern auf diese hintere Klappe und überließ mir großzügig den Rest der Fläche zur kreativen Gestaltung.

So ließ ich mir denn von starken Männern die Motorhaube abmontieren und in mein Airbrush- Studio, sprich Hobbykeller, bringen.
Es dauerte einen künstlerisch inspirierten Samstag- Nachmittag bis ich einen großen Löwenkopf auf die Fläche gebracht hatte.
Mein Löwe!   Der, der manchmal in mir steckt, -      
manchmal ganz still, stark und besonnen, -                        
manchmal wütend und kämpferisch.

Dadurch bekam ich zu diesem Auto eine ganz besondere Beziehung. Und meine große Befürchtung war immer, in einen Frontal- Unfall verwickelt zu werden, bei der mein Löwe als Verlierer aus dem Kampf mit dem Tiger im Tank eines anderen Wagens hervorgehen würde.

Doch nun muß ich mich schon wieder verabschieden.
Der Opel unter meinem Löwen ist zu alt geworden. Wir haben auf die Schnelle wieder zugeschlagen und einen gebrauchten VW Passat Kombi gekauft.

Im Moment habe ich noch beim Einsteigen das Gefühl einen zu großen Mantel anzuziehen. Der Wagen muß von einem nichtrauchenden Mann mit mindestens zwei Metern Länge entworfen worden sein. Selbst wenn ich die Höhenverstellung des Sitzes auf die oberste Stufe stelle, kann ich kaum übers Lenkrad sehen. Und der Aschenbecher ist so ungünstig hinter dem Schaltknüppel angebracht, daß man ihn nur mit akrobatischen Verrenkungen erreichen kann, - bzw. überhaupt nicht, wenn man gerade im dritten Gang fährt.
Allerdings konnte der Wagen einige Pluspunkte bei mir gut machen, als ich die Musikanlage einschaltete. Dieser Klang ist einfach genial. Ich höre meine Cassetten plötzlich, als wären es neue Lieder. Da sind Nuancen, - feinste Zwischentöne - , die ich vorher nie gehört habe, - manche Textstellen kann ich erst jetzt akustisch verstehen.

Dafür nehme ich dann auch zähneknirrschend die Farbe des Wagens in Kauf.
Meinem Herzensgatten und mir war schon beim ersten Telefongespräch über das Auto, als wir noch nichts genaueres wussten, völlig klar: der Wagen ist entweder rot oder weiß. (Da wir früher schon so lange Jahre rote Autos gefahren haben, mögen wir diese Farbe auch nicht so besonders für unser neues Familienmitglied!)

Nun, - der Passat ist weiß.
Der einzige Vorteil dieser Farbe ist, daß ich auch beim nächsten Airbrushbild nicht erst weiß grundieren muß.

Und irgendwann in Kürze werde ich wieder einen Samstag nachmittag damit verbringen, ein ganz persönliches Bild zu sprühen. Mal sehen, was es diesmal wird ...