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Siena

Dienstag 27.Juli,  14. Urlaubstag

 

 Meinem Herzensgatten ging es leider nicht ganz so gut, so dass wir den Vormittag erstmal vertrödelten, und uns erst mittags entschlossen, bei der geplanten Route heute noch weiterzumachen.  Und das Ziel hieß : SIENA !

 

 Es ging mitten durch die Toskana, auf wunderschönen Straßen, mit herrlichen Landschafts- Bildern, durch dieses Land ohne Schatten, - bis wir völlig ausgetrocknet zu einem Campingplatz direkt im Nordwesten von dieser alten, gut erhaltenen Stadt kamen.

 Wir landeten auf einem Stellplatz, wo neben unserem Wagen mal gerade noch Platz war, unsere Küche aufzubauen und dann stand da auch schon das nächste Wohnmobil.

 Links von uns ein paar Österreicher, rechts "Fischköppe", - diesmal aus Hamburg.

 Mein Herzensgatte wollte nur noch schlafen, auch meine Lieblingstochter war nicht mehr willens, irgendwelche körperlichen Anstrengungen auf sich zu nehmen, - aber ich dachte mir, dass es doch einfach nicht angehen konnte, dass wir uns zwar ganz nah bei Siena befinden, aber in diesem Wohnmobil- Getto hier festsitzen, und nichts von den Schätzen der Stadt zu sehen bekommen.

 An der Rezeption bekam ich die Auskunft, dass man ziemlich einfach mit dem Bus in den Ort fahren könnte, doch Vorsicht ! Um viertel vor zwölf fährt der letzte Bus zurück zum Platz!

 So ging ich denn alleine und frohen Mutes zur Haltestelle, nachdem ich mir natürlich alle kostbaren und gerade nicht gebrauchten Wertsachen aus der Tasche getan hatte. (Immer im Hinterkopf: Alle Italiener sind .....)

 

 

 Auch die "Fischköppe" warteten hier auf den Bus. Wir kamen ins Gespräch. Er: "Haben Sie denn auch eine Fahrkarte für den Bus?"- Ich: "Nee, die wollte ich mir jetzt im Bus kaufen." - "Da werden Sie aber Pech haben, Karten gibt es immer nur an den großen Stationen oder bei uns auf dem Campingplatz!" - Na klasse..... Hätte die mir doch am Platz auch sagen können !   --Hätte ich natürlich auch nach fragen können...  Wat Nu ?

 Hier zeigte sich, dass auch "Fischköppe" manchmal eine sehr freundliche Ader haben können: "Nehmen Sie erstmal eine Karte von uns, wir haben ja auch schon für die Rückfahrt gekauft...."

 Die Busfahrt war ein Erlebnis für sich. Der Fahrer schoss in einem halsbrecherischen Tempo achterbahnmäßig durch die kleinen Gassen, dass ich mich kaum auf den Beinen halten konnte. Bei einer solchen Fahrweise hätte ich meinem Herzensgatten längst die rote Karte gezeigt. Die Routenführung entbehrte jeder Logik. Es ging hin und her, - eine Gasse rein, wenden, und wieder zurück, ohne ersichtlichen Grund........ Wir dachten schon, er wäre neu und kennt den Weg noch nicht so gut.

 Doch tatsächlich kamen wir, wie geplant, am Piazza A. Gramsci an. In der Untergrund Station fanden wir auch schnell eine Möglichkeit noch Fahrkarten zu besorgen, und dann konnte es losgehen, die Stadt zu besichtigen.

 

 Und die Seele liegt in Siena..... schreibt mein Toskana- Reiseführer über diese wunderschöne mittelalterliche Stadt. 

 Ich schlenderte erstmal Richtung Piazza del Campo. Der große berühmte Platz, an dem jedes Jahr der Palio, ein besonderer Reiterwettkampf, stattfindet. Und überhaupt soll das ja der schönste Piazza in ganz Italien sein.

 Ob er diesen Superlativ verdient, mag ich nicht zu beurteilen, -  aber auch ich fand ihn völlig bezaubernd.

 Dieses weite Rund lud mich ein, mir in einer Gelateria ein Eis zu essen und erstmal die Atmosphäre zu genießen. Nur allein der gute Geschmack rechtfertigte eigentlich nicht den hohen Preis, aber bei der Umgebung muss man damit schon rechnen, 10,-DM für drei Kügelchen auszugeben.

 

 

 Mit einem kleinen Stadtplan in der Hand bummelte ich durch die verträumten Gassen zum Duomo. Der Dom von Siena !  Welch ein Bauwerk !  Leider war ich viel zu spät dran, um noch eintreten zu können, aber so konnte ich in aller Ruhe und ohne den tagsüber herrschenden Touristenrummel den Anblick genießen. Ich setzte mich gegenüber des Haupteingangs auf eine Mauer und wartete auf die langsam hereinbrechende Nacht. Je dunkler es wurde, desto heller leuchteten der Turm und die Kuppel in einem verzauberten Licht.

 Hier fanden mich dann auch nach einer ganzen Weile die "Fischköppe" wieder, die wohl auch am Campo gegessen hatten, und beschwerten sich über die hohen Preise. Eine Weile setzten sie sich zu mir, aber schon bald wurde es ihnen wohl zu langweilig und sie zogen weiter.

 

 Endlich war es angenehm kühl geworden und ich fühlte, wie die Energie in mir wieder aktiv wurde. Also spazierte ich noch lange durch erleuchtete und auch durch ziemlich dunkle Gäßchen, um möglichst viel von dieser zauberhaften Stadt zu sehen.

           

 

 Zwischendurch wunderte ich mich über mein seltsames Verhalten. Da weiche ich seit Tagen ängstlich und misstrauisch jedem Italiener aus, betrachte sie alle als Mafiosi und Diebe, aber hier und jetzt schlich ich mutterseelenallein durch diese völlig fremde Stadt, fern der Heimat, sogar weit weg von meinem großen Beschützer, -  und ich fühlte mich völlig sicher auf dieser Welt.......

 

 Ganz genau hatte ich mir eingeprägt, dass der letzte Bus um viertel vor 12 zum Campingplatz fahren würde. Dummerweise hatte ich nicht darauf geachtet in welch unregelmäßigen Abständen die Busse davor fahren. Als ich dann um fünf vor halb elf an der Haltestelle war, fiel mir auf, dass der vorletzte Abendbus um zwanzig nach zehn, also gerade erst vor fünf Minuten abgefahren war.

 Nun hatte ich also noch über eine Stunde Zeit ---- was nun ?

 Gegenüber lockte mich die anheimelnde Beleuchtung eines Original Irish Pubs. -- Jetzt ein lecker kaltes Guinness !!!! - Die Busse hier fuhren ja sowieso wie betrunken, da konnte es sicher nicht schaden, wenn ich mir etwas Gleichgültigkeit antrank, um die Fahrt besser zu überstehen....  (Irgendein guter Grund muss sich doch finden lassen um 10,- DM für ein Glas Bier auszugeben !)

 Der Laden war rappelvoll. Draußen an einem Tisch ließen sich gerade zwei junge Frauen nieder, zu denen ich mich setzte.

 Die eine fragte mich sofort in englisch nach meinem Namen. "Christine." - "Oh, nice ! My name is also Christine !", die andere stellte sich mit Lucy vor. Und wir radebrechten herrlich und fröhlich eine ganze Stunde über Bier und verpasste Busse, über Europafahrten mit der Bahn und über Mücken, die ja nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen nur Leute stechen, die eine besonds erotische Ausstrahlung haben.

 Dann erwischte ich aber noch den letzten Bus und wurde wieder kräftig durchgerüttelt, da der Fahrer scheinbar ausprobieren wollte, mit welchem Höchsttempo er wohl die engen Kurven schaffen würde.

 

 Neben unserem Wagen wartete mein Herzensgatte auf mich und glücklicherweise ging es ihm wieder richtig gut.

 

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