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Volker

Wo tief im wilden Westen.....
die Cowboys Handys tragen......

 

Eine Urlaubsromanze...

Angela, süße 16 Jahre jung, lernt ausgerechnet in Witzenhausen, wo sie sich vier Wochen aufhält, einen hinreissenden Boy kennen.
Volker... der, mit den schönsten braunen Augen ... der, mit dem betörendsten Lächeln ...
Jeden Tag hängen die beiden zusammen, fahren gemeinsam mit den Roller Skates durch den Ort, und haben die Sonne für sich gepachtet.

Angela hatte da so ein Buch bei sich ... so ein Freundschaftsbuch, das sie allen netten Mädchen und Jungen, die sie näher kennenlernt, in die Hand drückt, damit jeder seinen "Steckbrief" dort eintragen kann. Angefangen bei Name und Adresse, werden die Schreibenden auch nach Hobbys, Vorlieben und Abneigungen befragt.

Selbstverständlich bekommt auch Volker schon nach ein paar Tagen dieses Werk in die Hand gedrückt: "Schreib mir mal was Schönes da rein!" -  "Klar, mach ich doch glatt, aber lass mir ein wenig Zeit, - ich bringe es Dir dann wieder mit......"

 

Tja, das war`s dann wohl ! Das Buch blieb unsichtbar,
- weil immer wieder vergessen.

So langsam bekam Angela das Gefühl, er wüsste schon gar nicht mehr, wo es überhaupt stecken könnte. Insgesamt merkte sie immer deutlicher, wie unzuverlässig und unehrlich dieser Kerl war. Sie hörte, dass er hinter ihrem Rücken ganz Anderes über sie sprach, als das, was er ihr so direkt vorsülzte.

Ihre Zeit in WITZENHAUSEN ging ihrem Ende zu,
und die Wut auf diesen Volker ihrem vorläufigen Höhepunkt.

Doch alles half nichts, - da sie ja auch nicht selber motorisiert war,
konnte sie die knapp 30 km bis nach Eschwege, wo er in einer Single- Bude hauste, auch nicht so ganz einfach überwinden.

 

Belegungswechsel in WITZENHAUSEN An dem Tag, als Angela abreiste,
bezog ich ihr Zimmer in dem Haus, um ebenfalls 4 Wochen dort zu verbringen.
Angie erzählte mir natürlich von ihrem Problem mit diesem minderjährigen Mannsbild.

Komplizierte Verhältnisse: Volker selber wohnte also in Eschwege, seine Mutter mit ihrem zweiten Mann und seiner Schwester wohnten in WITZENHAUSEN , wogegen sein Vater und dessen zweite Frau irgendwo in Unter- Ober- Kaffhausen wohnten. Und in einer dieser Wohnungen musste nun also besagtes Freundschaftsbuch liegen.

Mein erster Weg führte mich in die Wohnung in Witzenhausen. Schwester und Mutter, beide sehr nett, - nicht unbedingt positiv über ihr vergessliches Familienmitglied redend, - konnten mir aber auch nicht weiterhelfen. "Wir werden es dem Volker sagen, und dann soll er das am Wochende rüberbringen."

Wie schon erwartet, tauchte niemand am Wochenende auf, dafür aber ich ein paar Tage später in Eschwege. Ein schmales Hochhaus an einer Straßenecke in schmuddeliger Gegend, -  angegrauter 50er Jahre Baustil, mit dem Hauseingang hinten rum auf dem Hof.

Ich konnte nicht hören, ob es in der Wohnung klingelte, aber niemand öffnete die Tür.

Nach einer Weile gab ich auf und schaute mich nach umliegenden Kneipen um. Die einzige, die in erreichbarer Nähe lag, sah dann aber nicht so aus, als ob sich hier die gesuchte Altersgruppe herumtreiben würde.

Doch nun hatte mich das Jagdfieber des engagierten Privatdetektivs gepackt, (außerdem brauchte ich dringend eine Toilette für meinen greisenhaften Blasendrang), so setzte ich mich in die Kneipe und bestellte einen Kaffee.

"Kennen Sie vielleicht einen Volker Weiß-nicht-mehr ???
Kommt der manchmal hier rein? " 
-- Doch nein, hier kam ich nicht weiter.

Auf dem Weg zum Auto bemerkte ich mit geschultem Agenten-Blick einen jungen Typ, der auf Roller Skates vom Hinterhof des Hochhauses die stark abschüssige Straße direkt an mir vorbeikam. 

Überraschungsangriff : "Volker !!!"

Sofort stoppte er und kam mit bremstechnischen Schwierigkeiten einige Meter weiter zum Stehen.

Ich erklärte ihm, dass ich die alte, aber keineswegs senile, Lieblingstante meiner über alles geliebten Nichte Angela bin, die es auf keinen Fall hinnehmen würde, wenn er diesem bezaubernden Mädchen irgendwelchen seelischen Schaden zufügen würde, sei es auch nur in Form von Diebstahl des Freundschaftsbuches. Also: Raus mit dem Teil !!!

Noch brachte ich alles in der mir gewohnten Freundlichkeit heraus, und ließ mich dann leider damit abwimmeln, dass er erwähntes Buch schon in Witzenhausen bei seiner Mutter liegen hätte. Mit herzigem Blick versprach er mir, es auf jeden Fall ... und ganz bestimmt auch ... am nächsten Wochenende vorbeizubringen.

 

Gutgläubig (böswillige Mitmenschen würden NAIV sagen) , wie ich nun mal bin, wartete ich ab .... und ab .... und ab .....

Es folgten noch zwei Besuche in der Wohnung der Mutter und dann, als ich merkte, dass nun auch meine vier Wochen sich langsam dem Ende neigten, hatte ich die Schn.... voll von diesem Schnösel, und wusste, jetzt musste ich schwerere Geschütze auffahren.

 

Mein geplantes Geschütz hieß Frank, sah aus wie ein Bodybuilder vor dem Weltmeisterschaftskampf, war ca 1,98 m groß und mein Tischnachbar.
Ihm erzählte ich dieses Problem und bat um männlichen Beistand.
(Für irgendwas müssen diese Kerle doch gut sein !)

Sein Funkeln in den Augen, - ich hoffte nur, dass es sich dabei nicht um Mordlust handelte, - verriet mir, dass er sofort bereit war, mit mir die Festung in Eschwege zu sprengen.

 

Sonntag morgen ging es los. In Franks knallgelben Angeberflitzer flogen wir in die Richtung des ahnungslosen Volkers, der zu dem Zeitpunkt noch wehrlos schlummerte.

Als wir vor dem Hauseingang standen, der auch sonntags nicht einladender und sauberer aussah, als bei meinem ersten Besuch, hatten wir das Glück, dass gerade ein anderer Bewohner das Haus verließ, so dass wir ungehindert in den Treppenflur vorstoßen konnten.

An den Schellen hatten wir gesehen, dass Volker im zweiten Stock wohnte, und wir stiegen vorbei an kahlen, schmutzigen Wänden, ungelesenen Zeitungen und achtlos weggeworfenen Kleinabfällen  die Treppen hoch. Eine Tür führte auf eine Art Balkon, - rechts die Wohnungstür.

 

Auf die ersten Klingelversuche meldete sich nichts.
War er vielleicht gar nicht zu Hause?
Sollte der Weg wieder umsonst gewesen sein ?
Wo wir doch nun schon so nah dran waren ...

Plötzlich leise Geräusche hinter der Tür. Ein größerer Spalt wird geöffnet und wir stehen vor einem gerade erst aufgewachten und völlig überrumpelt dreinschauenden Volker, der bekleidet mit T-Shirt und Mini- Unterhose, neben Frank wirkt, wie ein Wassergläschen neben einem Bierhumpen vom Oktoberfest.

 

"Hallo !" Franks dunkle Stimme hallt selbst hier auf diesem Balkon recht wirksam. - "Wir wollen das Buch von Angela holen !" -

Volker weiß sofort, worum es geht. Schließlich hat er ja auch mich sofort wiedererkannt und steht nun sehr verwirrt vor uns. -
"Aber es ist nicht hier ! - Ich habe es nicht in der Wohnung hier!"-
"Wo ist es dann ?" -

Ich brauche mich gar nicht mehr einzumischen, Frank regelt das mit stoischer Gelassenheit. Er wirkt fast unbeteiligt, - was mich irgendwie an diese Cowboys im tiefsten wilden Westen erinnert, die gelangweilt an der Koppel lehnen, die Pistole scheinbar gelangweilt in der Hand betrachtend, - am Lauf schnuppern, als ginge sie das Geschehen rundherum nichts an, - aber im rechten Moment zielen sie, sind mit voller Konzentration dabei und erledigen mindestens drei böse Buben mit einer Kugel.

Der Kleine überlegt krampfhaft, wie er am Besten aus der Nummer wieder raus kommt. "Das Buch liegt in der Wohnung meines Vaters !" -
Also in Unter-Ober-Kaffhausen- "Ganz ehrlich ! Ich habe es hier nicht." -
Mit so einer Antwort lassen wir uns heute aber nicht abspeisen. -
Doch er will noch einen draufsetzen: "Sie können ja da anrufen ... unten vor dem Haus ist eine Telefonzelle !"

Während ich noch überlege, dass dieser Knilch uns doch nie wieder die Tür aufmacht, wenn wir jetzt erst zur Zelle gehen, - zieht mein mitgebrachter Cowboy ganz cool ..... nein, nicht den Revolver ! - sondern aus der Brusttasche seines Hemdes ---- ein Handy. "Welche Nummer ???"

 

Volker ist gänzlich verwirrt. Er will nun doch nicht mehr da anrufen und Frank macht ihm das unendlich freundliche Angebot, dass wir auch gerne mit ihm zusammen dorthin fahren und dort das Buch abholen können, - und das ganze unmißverständlich sofort, ohne Widerrede und nu-aber-dalli !

Gefallen will es dem Wassergläschen zwar nicht, aber was soll er einwenden gegen soviel geballte Bierhumpenkraft. "Ich zieh mich nur eben an." Und bevor er die Wohnungstür schließen kann, hat Frank seinen Fuß dazwischengestellt. "Die Tür bleibt offen! Wir warten hier!"

Nach wenigen Minuten erscheint er wieder, nun etwas wärmer bekleidet mit einem Sturzhelm in der Hand. - "Ich fahr mit der Mofa vor." - brummelt er.

Und so tuckern wir gemütlich im warmen, gelben Flitzer hinter dieser (immerhin frisierten) Mofa her, und fast tut mir der Junge da vor uns ein wenig leid, wie er, direkt aus dem kuscheligen Bett gerissen, immer noch völlig verschlafen, sicherlich wutentbrannt, im nieselnden Regen durch die Straßen fährt.

Ca. 20 Minuten dauert die Fahrt, nochmal 10 Minuten bis Volker bei der Nachbarin den Schlüssel geholt hat, das Buch gefunden und uns grummelnd überreicht.

 

Auf der Rückfahrt meint Frank: "Da hat der Kleine schon eine kluge Idee gehabt mit der Mofa ! Glaub mal bloß nicht, dass ich den wieder nach Hause gefahren hätte. Der wäre den halben Sonntag durch den Regen gewandert ...."