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Camping Mario

Freitag, 23.Juli, 10. Urlaubstag

 

 Ziemlich früh haben wir den Platz dann dort verlassen, - noch immer war es viel zu windig, um sich dort wirklich wohl zu fühlen. Es wäre gar nicht möglich gewesen, dort zu frühstücken, da es uns den Wasserkessel vom Kocher geweht hätte.

 

 Bei der Weiterfahrt merkten wir dann, dass wir nur ca. 2 Kilometer von der Einfahrt zu Camping Mario entfernt waren. Nun fuhren wir den Platz aber noch an, um mal zu sehen, was wir verpasst hatten und vielleicht die nächste Nacht dort zu verbringen.

 Das dazugehörige kleine Restaurant lud uns ein, erstmal zu frühstücken. Immer wieder verwirrten uns die oftmals supergünstigen Preise in Italien. Da bekamen wir einen ordentlichen Kaffee und für Gil einen leckeren Kakao, für jeden von uns zwei Brötchen, eine große Platte mit Käse, Schinken und Wurst, und natürlich auch noch Marmelade und Butter dazu, - und das ganze Vergnügen kostete nicht mehr als 22 000 Lire, also 22,- DM.

 Durch die freundliche Atmosphäre dort entschlossen wir uns, endlich einmal wirklich 2 bis 3 Tage an einem Ort zu bleiben, um uns allen mal richtig Ruhe zu gönnen. - Jetzt war ERHOLUNG angesagt.

 Also verständigten wir uns mit dem Chef des Platzes, mit Mario persönlich. Er war der einzige der Mannschaft, der fließend deutsch spricht, und wohl die Seele des Betriebs. Ein auffallender Typ, so eine Mischung aus Rex Gildo und Costa Cordalis. Schwarzer Lockenkopf, dunkle Augen und immer im Seidenhemd, auch wenn alle anderen längst das T-Shirt ausgezogen hatten.

 Wir bekamen einen Stellplatz direkt am See und konnten erstmal unsere Sitzecke aufbauen. Windig war es jedoch auch hier und wir mussten unseren Sonnenschutz- Angelschirm mit Seilen gut absichern, um darunter in Ruhe sitzen zu können.

 Keine 3 Meter waren es bis zum Wasser. Ein herrlicher Ausblick über den ganzen See und wir fühlten uns mal wieder wie im Paradies.

 

 Einen Abstecher nach Bolsena mussten wir noch machen, da mal wieder das Geld alle war und wir auch noch ein wenig frische Lebensmittel einkaufen wollten.

 Genügend Gemüse kaufte Gerd und fragte uns mehrfach, ob wir in der Metzgerei auch etwas Gehacktes mitnehmen sollten. Aber nein, das brauchten wir nicht, da legten wir beide gar keinen Wert drauf.

       

 Die Banken in Italien haben ein geniales Sicherheits- System, das wir bis dahin noch nicht kennengelernt hatten. Es gibt einen kleinen Vorraum, in den man eintritt, und erst wenn die erste Tür wieder zu ist, man sozusagen in diesem Raum gefangen ist, dann öffnet sich die zweite Tür in den Kassenraum.

 Wenn also nun so eine Familie mit Hund, so wie wir, in diesen Voraum reingeht, dann kann die erste Tür aus Platzgründen natürlich nicht schließen. Genial ! So stehen wir da, in Unkenntnis dieser Technik und harren der Dinge, die da kommen werden.

 Zuerst ein Blick auf die Uhr: "Ja, schließen die denn schon wieder ???", - oder lassen die immer nur einen Kunden rein ??? - oder ist es gar eine offene Diskriminierung deutscher Touristen ???

 Erst nach einer ganzen Weile macht uns ein Bankangestellter darauf aufmerksam, dass wir höchstens zu zweit gleichzeitig eintreten können.

 

 Beim Verlassen der Bank hatte meine Lieblingstochter einen Heidenspaß daran, zuerst rauszuhuschen und uns dann durch Offenhalten der Außentür die Möglichkeit zu nehmen, die Innentür überhaupt zu öffnen.

 

 Zurück "bei Mario" freute sich mein Herzensgatte, endlich mal wieder wie ein Meister kochen zu können. Zeit und Platz hatten wir genug und er zauberte uns eine Gemüsepfanne, die keine Wünsche offenließ. - Außer vielleicht nach etwas Gehacktem darin......

 

 Wir fanden es so bezaubernd schön hier, dass wir schon Pläne schmiedeten für den Sommerurlaub 2000. Doch ja, wir könnten es uns gut vorstellen, an diesem Ort zwei bis drei Wochen zu verbringen, und von hier aus Kurztrips in die fantastische Umgebung zu unternehmen.

 So viele interessante Orte liegen in der Nähe. Selbst Rom wäre von hier gut zu erreichen. Passend dazu hatten wir auch gleich die zündende Idee, wie wir diesen Urlaub gut finanzieren könnten: Gerd würde Angelkurse am Platz geben, denn kaum hatte er seine Ausrüstung ausgepackt, versammelten sich schon die Kinder der umliegenden Camper um ihn, die alle höchst interessiert waren.

 Gillian könnte in der Nähe auf einem Reiterhof arbeiten gehen, und ich würde losgeschickt, um im Tarot Garten deutsche Führungen zu veranstalten. Das alles würde dann unsere Urlaubskasse dermaßen aufstocken, dass wir mühelos einige Monate hierbleiben könnten.........

 

 

 Samstag 24.Juli, 11. Urlaubstag

 

 Nach dieser Nacht mussten wir feststellen, dass die Luftmatratze endgültig zu durchlässig wurde. Als wir aufwachten, lagen wir platt auf dem Boden, was sich auf das Wohlbefinden und den Rücken nicht sehr positiv auswirkte.

 Also den Kompressor angeschmissen und volle Luft drauf. Dann machten meine beiden Liebsten erstmal eine Matratzen-Badekur im See, um das Loch zu suchen. Es dauerte eine ganze Weile, aber sie wurden fündig.

 In der Zwischenzeit konnte ich mich, wie so oft, und hier am See besonders oft, mit meinem kleinen Compi hinsetzen, um an dieser vorliegenden Urlaubsgeschichte zu schreiben.

 Dazu nutzte ich jede passende und unpassende Gelegenheit.

 

 Urlaub heißt für mich ja auch, endlich mal das tun zu können, wozu man wirklich Lust hat, - wozu man im Alltag zu wenig kommt. Und das ist bei mir nunmal seit langer Zeit das Schreiben.

 Immer ist alles andere wichtiger, - alles andere geht vor. Aber hier war jeder Platz und jede Zeit genau richtig, um mal eben wieder etwas in die Tasten zu klopfen.

 

 Als die beiden das Loch in der Matratze gefunden, und die selbige zum Trocknen an den Baum gebunden hatten, - einfach hinlegen war wegen des Windes nicht möglich, - fuhren wir nach Bolsena.

 Denn dort war heute was los !

 

 Ein Fest nur zu meinen Ehren ! 

 Kristina- Fest ! 

 

 Dass heute mein Namenstag war, hatte ich ja mal wieder völlig vergessen. Wenn ich nicht schon vormittags ein E-mail auf meinem Handy bekommen hätte, in dem mir die Daheimgebliebenen gratuliert haben, wer weiß, ob mir meine Namensgleichheit mit der italienischen Schreibweise überhaupt aufgefallen wäre......

 In Bolsena jedenfalls war die heilige Kristina anno irgendwann von einem Felsen ins Meer geworfen worden, nachdem ihr vorher auch noch die zarten Füße abgehackt worden waren. Später irgendwann haben die Italiener ihre böse Tat dann bereut und sie heiliggesprochen. - Hat se ja nu au nix mehr von !  --- Aber vielleicht waren das auch ganz andere, - die, die geworfen, und die, die heiliggesprochen haben.....

 

 Auf alle Fälle hat Bolsena jetzt jedes Jahr die Möglichkeit eine riesen Fete steigen zu lassen. Da wurden Bühnen überall im Ort aufgebaut, wo dann abends die Geschichte nachgespielt wurde, - da war ein großer Bauernmarkt, wo es alles gab, von kulinarischen, italienischen Spezialitäten bis zum Samurai- Schwert (für die Leute, die das Füße abhacken naturgetreu nachspielen wollten...)

 

 Meine beiden Liebsten hatten mal wieder in ihrer grenzenüberschreitenden Tierliebe einen streunenden italienischen Hund aufgelesen, der uns bald auf Schritt und Tritt über den Markt folgte. Als wir in einem kleinen Gartenrestaurant saßen, wich er nicht aus unserer Nähe und die beiden hätten ihn am liebsten mitgenommen. (Nur für ein paar Tage.... der muss doch mal richtig aufgepäppelt werden..... und überhaupt macht dem doch kein Mensch sonst mal die ganzen Zecken raus..... wir müssen uns doch kümmern..... )

 Glücklicherweise war wenigstens Farina auf meiner Seite, die es in ihrer Eifersucht ja nun mal überhaupt nicht ertragen konnte, dass sich ihr Liebster um einen anderen Hund kümmerte.

 Ohne Fiori (einen Namen hatten sie ihm auch schon gegeben....) kletterten wir dann in die Altstadt hoch.

    

 

 

 Wie das dann ja meistens so ist, ist das schönste am Oben - der Blick nach Unten. Ein herrliches Panorama auf den See. Aber auch die vielen verwinkelten Gäßchen, diese Häuser aus dem Mittelalter, wo aber keiner von uns wohnen wollte, - es war einfach wunderschön anzusehen.

   

 

 Eine kleine Kirche ganz oben. Bemerkenswert war der Blumenschmuck zur Feier des Tages : Italienisch bunt und fröhlich.

 Gillian fiel als erste die Ecke mit den Gedenk- Kerzen auf. Auch hier musste man, wie bei uns, Geld einwerfen, um ein Licht zu entzünden, - nur dass die Kerzen hier elektrisch waren. Zu jeder Glühbirne gab es einen kleinen Schalter, den man nach dem Einwerfen von Liren anknipsen durfte.

 Kann man es einem 12jährigen Kind dann verdenken, dass es erstmal ganz pietätlos und neugierig alle Schalter an , aus und wieder an knipst.

             

 

 

 Zurück am Campingplatz zauberte mein Herzensgatte uns Pasta mit Soße de tomatos a la geraldo! Vorzüglich ! Eigentlich fehlte darin nur ein wenig Gehacktes !

 

 Da Gerd für das Kochen zuständig war, hatten selbstverständlich Gillian und ich die ehrenvolle Aufgabe des Spülens. Habe ich schon erwähnt, dass unsere Geschirrkiste ein wenig an Vielfalt und Menge zu wünschen übrig ließ ? Wir konnten nie alle gemeinsam ein Müsli essen, da wir nur 2 Schüsseln hatten. Einer musste immer warten, bis der erste fertig war. Und wenn wir nach einer Mahlzeit mal keine Lust hatten, sofort zu spülen, hatten wir zur nächsten kein Besteck mehr.

 Aber das sind ja nur Kleinigkeiten, das stecken wir locker weg !!!

 

 Hier am See konnte mein Herzensgatte ja nun endlich seine Angel richtig einsetzen. Direkt vom Stellplatz aus warf er seinen mit Knicklicht beleuchteten Schwimmer ein und an dem Abend hatte er tatsächlich Glück. 2 Bisse ! Das erste war allerdings ein zu kleiner Wels, den er wieder in den See warf und ihn bat, erst im nächsten Jahr wieder an seine Angel zu kommen, und der zweite ist ihm leider beim Einholen vom Haken gegangen. Anglerpech ! 

 Später hat er mir gestanden, dass er dabei einen schier unverzeihlichen Fehler gemacht hatte, (er hatte zwischendurch die Schnur locker gelassen...) aber das erzählen wir natürlich keinem weiter.... das bleibt unser Geheimnis !

 

 Ich selber saß bis tief in die Nacht und schrieb an meinem Compi, wobei ich das Problem hatte, dass die Tischlampe zwar sehr schön die Tastatur beleuchtete, aber der kleine Bildschirm war völlig im Dunklen.

 Meine Lieblingstochter hatte daraufhin die geniale Idee, mir ihre Kopflampe zu leihen. Ein Teil, dass man sich wie ein Band um den Kopf spannt, und direkt oben auf der Stirn sitzt eine Leuchte, die nun ihr Licht genau dorthin wirft, wo es gebraucht wird. Allerdings sieht man damit aus wie ein Bergarbeiter unter Tage, und in dieser Umgebung einfach völlig dämlich ......

 Ab diesem Zeitpunkt haben uns unsere Nachbarn auf dem Platz wohl für völlig verrückt erklärt.

 

 Irgendwann gegen 22 Uhr hörten wir Böller krachen und dann ging es auch schon los: In Bolsena am Ufer wurde ein brillantes Feuerwerk entzündet. Von unserem Platz aus hatten wir beste Sicht dorthin, und mein Herzensgatte erklärte mir ernsthaft und überzeugend, dass er das selbstverständlich nur für mich, zu meinem heutigen Ehrentage, organisiert hätte. Wie es sich für eine brave Ehefrau gehört, glaubte ich ihm das natürlich voller Dankbarkeit !

 

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